Text und Fotos: Judith Weibrecht
Dies ist das Ende! Das antike Welten-Ende der Kelten, von wo aus man der Sonne nicht weiter folgen konnte, das Ende des europäischen Fernwanderwegs E5, das westliche Ende Frankreichs und das westliche Ende der Bretagne: die Pointe du Raz im Département Finistère (bretonisch: Penn-ar-Bed), was, wie könnte es anders sein, Ende der Welt bedeutet.
Pointe du Raz
Vom Meer ständig umtost, ragt das urzeitliche Kap aus hartem, kahl gefegtem Granit weit in den Atlantik hinaus. Für die Kelten war diese zerklüftete Spitze der Halbinsel Sizun ein Ort der Sagen und Legenden. Heute kann man den grandiosen Blick auf die Île de Sein, Insel der Feen und der Toten, und auf den vorgelagerten Leuchtturm La Vielle mittels Münzfernrohren vom Plateau hinter dem Parkplatz aus genießen. Geübte Kletterer, die einigermaßen schwindelfrei sind, wagen sich entlang eines Felspfades, der ab und zu mit Seilen gesichert ist, ans endgültige Ende des rauen Kliffs.
Hotel de L'Iroise an der Pointe du Raz
Die Klippen der wilden Steilküste ragen hier bis zu 72 Meter empor. Unaufhaltsam peitscht der Wind darüber hinweg, und der Ozean rennt dagegen an. Wem ein Kap nicht genug ist, der kann von hier aus eine Wanderung entlang der Baie des Trespassés zur Pointe du Van machen. Der Spaziergang am tosenden Meer entlang, begleitet von den Schreien der Möwen, dauert etwa fünf Stunden.
Unzählige Leuchttürme
Das pittoreske Städtchen Audierne (bretonisch: Gwaien) schmiegt sich dort, wo der Fluss Goyen ins Meer mündet, an steile Hänge. Ein paar Crêperies, Restaurants und Bars, ein Fachgeschäft für bretonische Musik und Literatur und unzählige Frisöre und Kosmetikinstitute fallen auf. Auf der anderen Seite der Bucht von Audierne liegt eine Eisfabrik und, im Hafen von Poulgoazec / Plouhinec, eine kleine Werft, die die Einnahmen der Bevölkerung, unabhängig vom Tourismus, sichert. Von hier aus legt auch die Fähre zur Île de Sein ab.Wir schlendern über den Place de la Liberté und den Place de la République, dem kleinen Zentrum des freundlichen Städtchens, wo samstags von 6 bis 14 Uhr der Markt stattfindet, am Quai entlang Richtung Pointe de Lervily. Dort kann man auf einer Kaimauer weiter der tosenden See entgegenlaufen und einem der unzähligen Leuchttürme Armorikas, wie die Bretagne früher oft genannt wurde, einen Besuch abstatten (Foto unten). Geduldige Angler mit gelben Gummimänteln und Wollmütze halten ihre Ruten stundenlang ins Wasser.
Farbspiele für Paul Gauguin
Außerdem lockt dort, schon von weithin sichtbar, die „Bar La Large“, von der aus man das endlos scheinende Wasser und die unvergleichlichen Himmelsszenen bei einem „petit Bordeaux“ und Musik von Vivaldi genießen kann. Wie von Künstlerhand gemalt, zeigen sich nicht enden wollende Varianten von Licht- und Wolkenspielen am Himmel. Schnelle Farben- und Formenwechsel, die der Wind vor sich herbläst. Von diesen Schauspielen ließen sich Paul Gauguin und die anderen Maler der „Schule von Pont Aven“ inspirieren.
Zum hundertsten Todestag des großen Nach-Impressionisten werden im Sommer 2003 in den Museen von Pont Aven, Qiumper und Vannes hochkarätige Ausstellungen stattfinden, in denen nicht nur große Teile seines eigenen Werkes gezeigt werden. Auch die Gemälde von Vorläufern und Schülern werden in diese umfassenden Werkschauen eingebunden sein.
Der Golfstrom nimmt dem Winter seinen Biss
Weiter am Strand entlang Richtung Westen strapazieren wir im weichen Sand unsere Wadenmuskeln, bevor wir nach rechts zu dem kleinen Dorf Esquibien mit seiner typisch bretonischen Kirche aus Granit abbiegen (Foto oben). Vorbei geht es an blühenden Rosenbüschen vor einem weiß gekalkten Fischerhaus mit zwei Kaminen und dem üblichen Schieferdach, einer Palme oder gelb blühendem Stechginster und Feldern, auf denen im Winter der Kohl gedeiht. Der vorbeifließende Golfstrom nimmt den Wintern ihren Biss. Das Thermometer zeigt sogar im Januar noch 15 Grad an.
Das, was dieses Land der Kelten vor allem bestimmt, der Atlantik und die Seefahrerei, kann genauer im idyllischen Douarnenez im Bootsmuseum bestaunt werden. Am Port Rhu sind sie alle aufgereiht: achtzig kleine und große Schiffe verschiedener Bauweise und verschiedenen Alters. Im Schiffsmuseum, einer ehemaligen Konservenfabrik, kann man sich einen Überblick über den historischen Bootsbau verschaffen. Douarnenez, so sagt man, sei außerdem die legendäre, auf wundersame Weise versunkene Stadt Ys, das Atlantis der Bretagne. Ys soll so prächtig gewesen sein, dass später Par-Is danach benannt wurde.
Strand in Esquibien
Des nachts hört man das pausenlose Donnern der Wellen gegen die Felsen, der heulende Wind entlockt den Stromleitungen Töne, lose Fensterläden schlagen unaufhörlich gegen Hausmauern. Die Schreie der Möwen vervollständigen das Konzert und bei einem Glas Cidre blüht die Fantasie. Was Wunder, dass sich hier die tollsten Legenden bildeten: am Ende der Welt.
Anreise:
Mit dem Zug nach Paris-Est, weiter ab Paris-Montparnasse mit dem
TGV nach Quimper.
Flug mit Air France nach Paris, dort umsteigen nach Quimper.
Weitere
Auskünfte:
Office de Tourisme
Place de la Liberté
29770 Audierne
Frankreich
Allgemeine Frankreich-Infos:
ATOUT FRANCE – Französische Zentrale für Tourismus
Postfach 100128
D - 60001 Frankfurt am Main
E-Mail: info.de@rendezvousenfrance.com
www.rendezvousenfrance.com
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