Von Schlagerstars, Räubern, Schäfern und Burgherren

Im Zittauer Gebirge, dem kleinsten Mittelgebirge Deutschlands

Text und Fotos: Axel Scheibe

Waltersdorf ist ein ruhiges Fleckchen. Malerische Umgebindehäuser schmiegen sich an die Hügel und von oben grüßt mit der Lausche die höchste Erhebung des Zittauer Gebirges. Ab und zu schlendern Urlauber durch die Straßen und Gassen. Schon früh am Abend werden die Bürgersteige hochgeklappt. Umso mehr fällt auf, was da aus dem Quirle-Häusl nach draußen dringt. Wieder einmal hat das bekannte Schlagerpaar Kathrin & Peter seine Fans zu einem gemütlichen Nachmittag in ihr eigenes Hotel eingeladen. Die Stimmung scheint bestens, es wird mitgesungen und geschunkelt. Natürlich kommt auch die typische Oberlausitzer Mundart nicht zu kurz. Nicht umsonst sind beide Kinder der Region und somit perfekt im „Rrrrollen“. Für Kathrin und Peter Kunze, die mittlerweile aus organisatorischen Gründen in Bautzen wohnen, ist ein Besuch im Quirle Häusel immer ein Abstecher in die Heimat. Sie haben ihre Wurzeln hier und stehen dazu. „Durch die zahlreichen Auftritte in ganz Deutschland wäre die Anreise von Walterdorf aus einfach zu aufreibend“, erzählt Peter lachend, „deshalb der Umzug, doch unsere Heimat bleibt am Fuße der Lausche.“ Aus diesem Grund haben sie sich nicht nur in Walterdorf engagiert und mit dem Quirle-Häusl und dem Kaiserlichen Postamt zwei der schönsten „Übernachtungsplätze“ der Region geschaffen, sondern sie nutzen auch jede Möglichkeit, ihre Heimat, das Zittauer Gebirge, in Deutschland bekannt zu machen. „Wer einmal hier im kleinsten Mittelgebirge Deutschlands zu Gast war, kehrt oft immer wieder“, weiß Peter Kunze. „Aber oft müssen wir auf unseren Konzertreisen feststellen, dass es doch noch viel zu viele Menschen gibt, die diese schöne Ecke Deutschlands gar nicht kennen.“ Da gibt es für die Beiden also noch viel zu tun und für die Gäste viel zu erleben.

Der Gesang der Mönche

Klosterruine auf dem Oybin

Klosterruine auf dem Oybin

Letzte kleine Regentropfen haben sich zusammen mit dem Tageslicht verabschiedet. Zwar verstecken sich Sterne und Mond weiterhin hinter dicken Wolken, trotzdem hebt sich die Silhouette der alten Burgruine als Schattenriss vom nächtlichen Himmel ab. Die Finsternis der lauen Sommernacht wird zerrissen vom flackernden Licht zahlreicher Fackeln. An die zwei Dutzend Mönche sind es, die sich am Hang oberhalb des Bergfriedhofes sammeln. Wenig später klingt ihr sonorer Singsang über Friedhof und Ruine. Eine gespenstige Stimmung umhüllt sie. Und nicht nur die Mönche, sondern auch die rund 300 Besucher, die den nächtlichen Aufstieg auf den Oybin nicht gescheut haben. Für so manchen ist der Besuch beim Mönchszug einer der Höhepunkte abwechslungsreicher Ferienwochen im Zittauer Gebirge. Ein wenig später verlassen die Kuttenträger, die im wirklichen Leben ganz bürgerlichen Berufen nachgehen, ihren luftigen Auftrittsort. Nur vom Fackellicht begleitet ziehen sie über das Friedhofsgelände hinüber in die Burgruine, die ihrem Auftritt einen anderen, aber nicht weniger gelungenen Rahmen verleiht. Das alte Gemäuer, dessen Dach der Sternhimmel bildet, begeistert bei so manchem Konzert durch seine einzigartige Akustik, die nun auch den Gesang der Mönche abrundet.

Oybin - Der historische Mönchszug gehört zu den besonderen abendlichen Erlebnissen auf dem Berg

Der historische Mönchszug gehört zu den besonderen abendlichen Erlebnissen auf dem Berg

Spät in der Nacht treten die Besucher den Heimweg an, aber bereits am nächsten Morgen wird es so manchen der nächtlichen Burgbesucher erneut in Richtung Oybin ziehen.

Sonderfahrt mit der Magd

Zittau - Die Schmalspurbahn wartet im Zittauer Bahnhof auf den Start

Die Schmalspurbahn wartet im Zittauer Bahnhof auf den Start

Nach richtigem Sonnenwetter sieht es nicht aus, als die Magd Martha im Zittauer Schmalspurbahnhof gespannte Fahrgäste in Empfang nimmt. Es ist kein normaler Zug, der nun den Weg in Richtung Oybin nimmt, es ist die Sonderfahrt mit der Magd. Angekommen am Ziel, unterwegs gab es manch Sehens- und Hörenswertes übers Zittauer Gebirge zu erfahren, wandern die Gäste gemeinsam mit Martha hinauf zur Burgruine, denn dort wartet die eigentliche Überraschung des Tages. Zur Begrüßung ist die Burgherrschaft gekommen. Sie wird die Touristen persönlich durch ihr Reich zu führen. Da gibt es natürlich einiges zu entdecken. Dass dabei nicht nur Geschichtliches sondern auch manche Geschichte erzählt wird, sorgt für Spannung und Abwechslung. Zum Abschluss lädt die Schlossherrschaft noch zu einem guten Schluck Wein und einem deftigen Buffet ein. Hungrig muss keiner gehen. Bevor der Zug seine Rückfahrt antritt, bleibt noch Zeit für einen Bummel durch Oybin, ohne den ein Besuch im Zittauer Gebirge unvollständig wäre.

Wanderung mit der Magd Martha auf den Oybin

Wanderung mit der Magd Martha auf den Oybin

Ferienorte im Zittauer Gebirge

Aber natürlich ist das Zittauer Gebirge mehr als nur der Oybin. Nicht nur Waltersdorf mit dem Quirle-Häusl, auch andere liebevoll gepflegte Ferienorte wie zum Beispiel Lückendorf oder Bertsdorf leben zum großen Teil von ihren typischen Umgebindehäusern, die oft mit besonderen Sandsteintürstöcken verziert sind. Wanderwege führen quer durchs Gebirge. Immer wieder stößt man auf eigenwillige Felsformationen. Die bekannteste unter ihnen ist sicher der Nonnenfelsen hoch über dem Luftkurort Jonsdorf. Ein fantastischer Ausblick entschädigt für die Mühe des Aufstiegs. Dem steht das Panorama nicht nach, das den „Bezwinger“ des höchsten Berges des Gebirges, der Lausche, auf dem Gipfel erwartet. Dabei ist im Zittauer Gebirge alles eine Nummer kleiner als in anderen Mittelgebirgen. Da macht die Lausche mit ihren gerade mal 793 Metern keine Ausnahme.

Historischer Türstock, typisch für die Umgebindehäuser in Waltersdorf

Historischer Türstock, typisch für die Umgebindehäuser in Waltersdorf

Aber Wandern ist wahrlich nicht das Einzige, was das Minigebirge zu bieten hat. Natürlich sollte auch Zittau zum Ausflugsplan gehören. Es ist es vor allem die historische Altstadt, in der sich die Touristen die Klinke in die Hand geben. Dass dabei die beiden berühmten Fastentücher, perfekt restauriert und nicht weniger effektvoll präsentiert, eine Hauptrolle spielen, versteht sich von selbst. Weniger frequentiert doch auf jeden Fall zu empfehlen ist der Aufstieg auf den Turm der Johanniskirche. Nach genau 266 Stufen liegt einem nicht nur die Stadt zu Füßen, sondern es öffnet sich ein überwältigender Blick über das Dreiländereck und das Zittauer Gebirge. Verschiedene thematische Stadtrundgänge geben Interessenten die Möglichkeit, mehr über Zittau und seine abwechslungsreiche Geschichte zu erfahren. Ausklingen lassen könnte man einen solchen Tag auf historischen Spuren nicht weniger historisch zum Beispiel im Donnerspachhaus, das seit 1553 für seine Gäste da ist oder auch beim Wirt des „Alten Sack“, der als Ausgleich zum Schlemmen als „radelnder Wirt“ zu geführten Touren in die Umgebung einlädt. Eine Kombination, die sicher so manches für sich hat.

Ein Ausschnitt aus dem großen Zittauer Fastentuch

Ein Ausschnitt aus dem großen Zittauer Fastentuch

Wer sich für einen Besuch in Jonsdorf rüstet, kann sich auf recht unterschiedliche Erlebnisse freuen. Ob eine Gondelfahrt am Fuße der Nonnenfelsens am gleichnamigen Hotel, ein Besuch auf der Waldbühne, wo sich im Sommer manch undurchsichtiges Gesindel tummelt, oder ein Abstecher ins Schmetterlingshaus. Richtig urig wird es in dem kleinen Luftkurort dann, wenn Gert Linke, Chef des Hotels Kurhaus, den alten Schäfermantel, Hut, Stock und Bart aus dem Schrank holt und gemeinsam mit seinen Schafen und Urlaubern durchs Dorf zieht. Da gibt es mehr als einen Blick zurück zu den Anfängen der Besiedlung. Immerhin soll der Ort ja seinen Namen einem Schäfer verdanken, der mit seiner Herde über die Berge gekommen ist.

Zittauer Gebirge - Ein Jonsdorfer Original ist der Schäfer Jonas (alias Gert Linke, Chef des Hotels „Kurhaus“.) Gemeinsam mit Urlaubern und Schafen zieht er regelmäßig durchs Dorf und erzählt Geschichten und Geschichtliches aus der Region

Ein Jonsdorfer Original ist der Schäfer Jonas (alias Gert Linke, Chef des Hotels „Kurhaus“)

Viel zu erzählen hat auch Urlauberpfarrer Johannes Johne. Nicht nur für die Berggottesdienste auf der Lausche und auf dem Nonnenfelsen ist der katholische Priester zuständig. Nicht weniger gern schlüpft er in verschiedene Kostüme, um bei seinen gereimten Führungen mit den Urlaubern ins Gespräch zu kommen. Als Ritter Johann begleitet er Gäste durch Oybin, in der Kutte des Jonsdorfer Mönchs ist er dort anzutreffen und als Müllerbursche Hans bummelt Johannes Johne durch Waltersdorf.

Zittauer Gebirge - Typischen Umgebindehaus der Region in Waltersdorf

Typischen Umgebindehaus der Region in Waltersdorf

Hat früher in fast jedem der alten Umgebindehäuser ein Webstuhl gestanden, so ist diese Industrie bereits vor über 100 Jahren in große Werkshallen „abgewandert“, wo bis heute noch automatische Webstühle für hochwertige Tisch- und Bettwäsche sorgen. In keinem anderen Ort Deutschlands wurde so viel und so lange Damast gewebt wie in Großschönau. Das Damast- und Heimatmuseum des Ortes gehört zu den wichtigsten Zeitzeugen der regionalen Industriegeschichte. Zahlreiche Webstühle aus verschiedenen Epochen werden vorgeführt und in einer Schauwerkstatt kann man moderne Maschinen in Betrieb bestaunen. Natürlich werden auch hochwertige Gewebe gezeigt, die in alle Welt exportiert wurden.

Räuberhauptmann Karasek

Um Einen kommt man im Zittauer Gebirge nicht herum. Der Räuber Karasek hatte hier sein Revier und gemeinsam mit seinen Spießgesellen hinterließ er am Ausgang des 18. Jahrhunderts in vielen Orten Spuren. Zumeist suchte seine Bande wohlhabende Bürger auf, um sie zu erleichtern. Das ging auch einige Jahre gut. Da er ab und an ein paar Taler an Arme und Bedürftige gab, wurde er schnell für viele einfache Menschen im sächsisch-böhmischen Grenzgebiet zu einer Art Volksheld. Viele Erzählungen und Sagen ranken sich um sein Leben, das 1806 in der Dresdner Festung endete. Bis heute erzählt man sich in den kleinen Dörfern des Gebirges Geschichten über Karasek und seine Taten. In Seifhennersdorf wird der Gast mit einem räuberischen „Hallo“ begrüßt. Sicher nicht immer und überall, jedoch auf jeden Fall im Karasek Museum des Ortes, wo Heiner Haschke als Räuberhauptmann Karasek und Museumschef gleichermaßen die Zügel fest in den Händen hält. Regelmäßig geht er mit kleinen und großen Urlaubern auf spannende Schatzsuche in seinem Revier rund um Seifhennersdorf. Da wird Geschichte erlebbar.

Reiseinformationen zum Zittauer Gebirge

Touristische Informationen

Fremdenverkehrsgemeinschaft
Zittauer Gebirge/Spreequelle e.V.
Markt 1
02763 Zittau
Tel.: 03583/752200
E-Mail: info@zittauer-gebirge-tour.de
www.zittauer-gebirge-tour.de

 

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