Mit Kahn und Kanu durch Kanäle und Fließe

Urlaub aktiv im Spreewald

Text und Fotos: Axel Scheibe

Fast lautlos gleitet der hölzerne Kahn durchs Wasser. Vor wenigen Minuten haben wir den Fährhafen verlassen und jetzt stakt uns der Fährmann mit seinem Ruder durchs flache Wasser der Spreekanäle. Was wäre eine Spreewaldreise ohne Kahnpartie? Eine Frage, die man ganz einfach mit eine „Halbe Sache“ beantworten könnte. Ein halbe Sache wollten wir uns nicht vorwerfen lassen und so haben wir uns in Lübben dem Fährmann anvertraut und eine Tour rund um den Ort sowie in Richtung Oberer Spreewald gebucht. Eine Reise in die einzigartige Welt der Fließe und Kanäle, die den Spreewald durchziehen.

Spreewald - mit dem Kahn unterwegs

Mit dem Kahn auf den Spreekanälen

Kunst unter freiem Himmel

Doch zumindest rund um Lübben bleibt es nicht nur beim faszinierenden Naturerlebnis. Seit einigen Jahren werden jeden Sommer Künstler eingeladen, sich mit ihren Arbeiten am Ufer zu präsentieren. Rund um Schloss- und Liebesinsel zeigen 14 Künstler aus acht Ländern, was ihnen zum Thema „Wassermann und Königskinder“ eingefallen ist. Steffi Noack von der Tourismus, Kultur und Stadtmarketing GmbH in Lübben gibt gern Erläuterungen zu den einzelnen Kunstwerken, die die ganz verschiedenen Sichtweisen der Künstler aufs Thema sichtbar machen. So die „Klangwiege“ des Russen Dmitry Chukov, die „1001 Hände“ der Französin Lynn Pook oder die blauen Plastiken unter dem Motto „Zwischen Himmel und Erde“ des im Spreewald beheimateten Künstler Lusici. „Es ist bereits die dritte Aquamediale und wir sind richtig stolz, auf das Gezeigte“, unterstreicht  Steffi Noack. „Auch künftig wollen wir unsere Gäste damit überraschen. Wobei wir jedes Jahr ein anderes Thema in den Mittelpunkt rücken werden.“ Ein Bezug zur Region und ihren Eigenarten ist dabei durchaus immer gewollt.

Spreewald - Kahnpartie in Burg

Kahnpartie in Burg

Langsam verlässt der Fährmann den Ort und taucht ein in die einzigartige Natur des Spreewaldes, wie man sie so in der ganzen Welt nicht finden kann. Immer wieder treffen wir auf  Radwanderer. Ab und an steht ein Storch auf den Wiesen am Rande der Fließe. Sanft streicht der Wind übers Wasser. Vier Stunden abseits des Alltags. Spreewald pur. Das sollten wir wieder tun. Auch Steffi Noack bestätigt. „Egal von wo aus Sie ihre Kahnpartie starten, ob in Burg, Lübben, Lübbenau oder auch im Unterspreewald in Schlepzig, immer werden Sie ein anderes Gesicht des Spreewaldes erleben.“
Wir nehmen uns das zu Herzen und planen zumindest von Lübbenau aus eine Wiederholung des Kahnerlebnisses. Doch vorerst wollen auch die Räder zu ihrem Recht kommen und auch abseits des Wassers gibt es Einiges im Spreewald zu erleben.

Spreewald - Schleuse

Diese Schleuse trennt den Ober- und den Unterspreewald

Ein ganz wichtiges Ziel ist ohne Zweifel das Spreewaldmuseum in Lehde. Konzipiert als Freilandmuseum zeigt es mit zahlreichen Gebäuden das Leben und die Arbeit im Spreewald vergangener Jahrhunderte. Wie haben die Menschen damals gelebt, wie haben die Frauen gesponnen und wie die Männer ihre hölzernen Kähne gebaut. Auf all diese Fragen erhält man eine Antwort. Mit ein bisschen Glück begegnet man im Museum auch einer Spreewälderin in der traditionellen Tracht der Region.  Es ist übrigens nicht böse gemeint, wenn da einer sagt, er sähe diese Spreewälderinnen am liebsten von hinten, denn bei dieser Tracht ist es wirklich so, dass die farbenprächtigsten Stickereien hinten angebracht werden. Unweit vom Museum passiert man das Lübbenauer Schloss, heute komplett restauriert und als Hotel für Gäste mit einem vollen Geldbeutel geöffnet. Die Orangerie dagegen lädt auch „normale“ Gäste zu einem gemütlichen Kaffeestündchen ein. Wer es rustikaler und vor allem auch Spreewald typischer mag, dem sei der kleine Abstecher zur Kaupen Nr. 6 empfohlen. Das urige Gasthaus liegt etwas abseits der Straße an einem Nebenarm der Spree in einem historischen Bauernhaus aus dem 19. Jahrhundert. Gutbürgerliche Spreewaldküche kommt auf den Tisch, natürlich unter Nutzung der frischen Zutaten aus der Region. Die Wirtsfamilie betreibt außerdem noch die Spreewälder Senfmanufaktur mit einer Senfpalette, die nicht nur der Speisekarte von Kaupen Nr. 6 zu gute kommt, sondern von der man natürlich auch gern die eine oder andere Kostprobe mit nach Hause nehmen kann. Es müssen ja nicht immer nur Spreewaldgurken sein, die das Urlaubsgepäck auf der Heimfahrt vervollständigen.

Spreewald - Impressionen aus dem Spreewaldmuseum Lehde

Impressionen aus dem Spreewaldmuseum Lehde

Spreewaldgurken en masse

Doch ohne Spreewaldgurken, die es mittlerweile ebenfalls in zahlreichen Geschmacksrichtungen gibt, geht es freilich auch nicht. Kein Wunder also, dass wir uns den Besuch zum traditionellen Spreewälder Gurkentag in Golßen nicht entgehen lassen. Immerhin steht dort ein ganzes Wochenende nur im Zeichen der Gurke. Ob Sauer, mit Pfeffer, mit Knoblauch oder ganz einfach als einfache Salzgurke, interessant wäre die Zahl schon, wie viel von den leckeren Grünen an diesen beiden Tagen über die Ladentische gehen oder sofort in den Mägen der Besucher aus nah und fern verschwinden. Während das Bild anderer Volkfeste zumeist von Bockwurst- oder Bratwurstessern bestimmt wird, trifft man hier die Leute mit der Gurke in der Hand. Wer ein bisschen Glück hat, bekommt sogar eines jener Exemplare ab, die das frisch gekürte neue Gurkenkönigspaar an sein „Volk“ verteilt. Zeitiges Kommen sichert gute Plätze. In diesem Fall kommen wir zu spät und die Führungstermine durch den Spreewaldhof Golßen sind bereits komplett vergeben. Schade, doch es sollte nicht die letzte Gelegenheit sein, den Weg der Gurke hinein ins Glas zu verfolgen.

Spreewald - Impressionen vom traditionellen Spreewälder Gurkentag in Golßen, bei dem unter anderem das aktuelle Spreewälder Gurkenkönigspaar gekrönt wird

Impressionen vom traditionellen Spreewälder Gurkentag in Golßen, bei dem unter anderem das aktuelle Spreewälder Gurkenkönigspaar gekrönt wird

Schon zwei Tage und einige Radeltouren später stehen wir auf dem Betriebshof der RABE-Konserven GmbH. Hier werden ganz unabhängig von Festlichkeiten regelmäßig Führungen angeboten. Erst erhalten wir in einem kleinen Museum die Möglichkeit, etwas „Gurken-Geschichte“ zu schnuppern und dann geht es in die moderne, großzügige Produktionshalle. Bereits seit über 75 Jahren wandert bei RABE Spreewälder Gemüse ins Glas. Die Rezepte für die Gewürzmischung und den Sud liegen gut verwahrt im Tresor der Familie Belaschk, denen der Betrieb gehört. So ist der Griff ins RABE-Gurkenglas auch ein Griff in die jahrelange Erfahrung bei der Zubereitung der Spreewaldkonserven. Nicht nur Gurken sondern auch Weiß- und Rotkraut sowie der immer beliebter werdende Meerrettich kommt hier ins Glas. Es ist schon beeindruckend, vom Besucherrundgang aus zu beobachten mit welcher Geschwindigkeit die Gurken, natürlich nach Größe sortiert, fertig gemacht werden für den Weg zu den Kunden. Nach dem Besuch ist unser Wohnwagen wieder um einiges schwerer. Was will man machen. Man muss ja die verschiedenen Angebote zu Hause ganz in Ruhe vergleichen…

Spreewaöd - Betriebsrundgang durch die RABE-Konserven GmbH auf den Spuren der Spreewälder Gurken

Betriebsrundgang durch die RABE-Konserven GmbH auf den Spuren der Spreewälder Gurken

So gemütlich die Fahrten mit dem Kahn aus sein mögen, neben den zahlreichen Radtouren wollen wir auch mit dem Kanu die Speerwaldkanäle einmal ganz auf eigene Faust erkunden. Kein Problem, gibt es doch Bootsanbieter genug und auch unser Campingplatz in Lübben hat eine große Palette an Kanus und Kajaks zum Verleihen bereit. Also Boot gemietet und direkt hinter dem Platz damit ins Wasser. Gut, dass wir eine genaue Flusskarte dazu bekommen haben. Theoretisch sind zwar alle Kanäle und Fließe an den Abzweigungen mit Namensschildern gekennzeichnet. Praktisch fällt es uns nicht nur einmal schwer, die Hinweisschilder dann wirklich zu finden.

Während die Kähne an größere Kanäle gebunden sind, können wir im Kanu auch die „Nebenstraßen“ benutzen. Etwas Geschick ist allerdings  gefragt. Dafür werden wir mit unendlicher Ruhe und schönen Naturerlebnissen belohnt. Irgendwie schaffen wir es sogar zurück auf die Hauptspree, wo der Verkehr an diesem Wochenendnachmittag schon fast einer Autobahn gleicht. Ein Glück nur, die Boote und Kähne sind zumindest deutlich langsamer unterwegs.

Spreewald - Kanuten auf den Kanälen

Abwechslungsreiches Leben in Lübben auf dem und am Wasser

Nach Schlepzig und Lübben

Für den Ausflug in die „Metropole“ des Unterspreewaldes, nach Schlepzig, haben wir uns dann aber wieder für die Fahrräder entschieden. Mit dem Kanu wäre es für uns als Hobbypaddler etwas zu weit geworden.  Die kleine Spreewaldbrauerei hatte man uns empfohlen, die Fachwerkkirche aus dem 18. Jahrhundert mit ihrer schönen, etwas ungewöhnlichen Ausmalung im Inneren und natürlich das Bauernmuseum. Immerhin kann Schlepzig auf eine über 1000jährige Geschichte zurückblicken. Die 660-Seelen-Gemeinde erhielt sogar die Auszeichnung als „Schönstes Dorf im Land Brandenburg“. Bei einem Bummel können wir diese Entscheidung durchaus nachvollziehen.

Spreewald - Die Dorfkirche Schlepzig im 18. Jahrhundert als Fachwerkbau, errichtet mit einer sehr interessanten Innengestaltung

Die Dorfkirche Schlepzig im 18. Jahrhundert als Fachwerkbau, errichtet mit einer sehr interessanten Innengestaltung

Zurück in Lübben nutzen wir unseren letzten Tag dazu, unsere „Gastgeberstadt“ etwas näher kennen zu lernen. Bisher hatten wir Lübben etwas stiefmütterlich behandelt. Schloss mit Schlossinsel, Marktplatz mit Paul-Gerhardt-Denkmal und Kirche, die alte Stadtmauer, es gibt schon einiges zu sehen. Das kleine Freuerwehrmuseum überrascht uns mit einer Vielfalt an interessanten Exponaten, die wir so nicht erwartet haben. Nebenan, am alten Turm der Stadtmauer mit der Nachtwächterstube, hängt ein Zettel: Heute ab 22 Uhr Führung mit dem Nachtwächter durch das nächtliche Lübben. Jetzt wissen wir, wie wir unseren Urlaub im Spreewald ausklingen lassen.

Spreewald - Auf Nachtwächtertour durch Lübben

Auf Nachtwächtertour durch Lübben

Reiseinformationen

Informationen
Tourismusverband Spreewald e.V.
Lindenstraße 1
03226 Raddusch
Tel.: 035433/72299
E-Mail: tourismus@spreewald.de
www.spreewald-tourismuszentrale.de

 

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Reiseführer Berlin

Wer heute ein wenig Berliner Luft schnuppern möchte, den laden wir zu einer Reise an Spree und Havel ein. Eine prima Gelegenheit, sich wesentliche Teile der Stadt an einem Tag anzuschauen, ist die Fahrt mit den Bussen 100 und/oder 200. Ausgehend vom Alexanderplatz kommt man unterwegs am Berliner Dom und der Museumsinsel vorbei, am Deutschen Historischen Museum, der Neuen Wache, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag, an der „Schwangeren Auster“ und am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.

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Bayerwald: Ein Baumwipfelpfad als Besuchermagnet

Nein, keine Angst, der Pfad schwankt nicht. Dennoch greifen viele Besucher des längsten Baumwipfelpfads der Welt unwillkürlich ans Geländer. Sie haben den Eindruck, der Holzweg, der an dieser Stelle auf 18 Metern Höhe unterhalb der Baumwipfel entlang führt, bewegt sich hin und her. Dabei ist es nur der wenige Zentimeter vom Geländer des Pfads entfernte Schubsbaum, den ein Baumwipfelpfad-Führer mit einer Hand zum Schwingen gebracht hat.

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Auf zwei Rädern rund um Rügen

52 km lang und 41 km breit, darauf verteilt 926 Quadratkilometer Landschaft, das ist sie, Rügen, die größte Insel Deutschlands. Nicht wenige Touristen bezeichnen sie gleichzeitig auch als die schönste Insel des Landes. Ihre Vielfalt ist einmalig.

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Ein Rundgang durch Ozeaneum und Meeresmuseum in Stralsund

34 Meter ist sie lang, genauso lang wie ein Blauwal werden kann: Die Rolltreppe, auf der Besucher vom Foyer nach oben schweben, um mit ihrem Rundgang durch das Ozeaneum vor Stralsunds Altstadtkulisse unweit der neuen Rügenbrücke zu beginnen. Neben der frei tragenden Treppe beeindruckt schon von außen der weiße mit Glas durchsetzte Bau aus Beton und Stahl.

Stralsund

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