Durch Wildnis und Weinberge

Wanderrouten durch den nördlichen Schwarzwald

Text und Fotos: Ferdinand Dupuis-Panther

Der Schwarzwald ist eine famoses Wandergebirge mit Wegen zwischen Weinbergen und Tannen, zwischen kultiviertem Land und Wildnis. Das heutige Wegenetz durch den Schwarzwald mit insgesamt 23.000 Kilometern nahm seinen Anfang 1870, als ein erster Rundweg am Feldberg ausgewiesen wurde. Allein das Fernwegenetz nimmt inzwischen eine Länge von 2.300 Kilometern ein und umfasst neben dem Westweg den Mittelweg (Pforzheim-Landshut) und den Ostweg (Pforzheim-Schaffhausen). Über 285 Kilometer kann man von Nord nach Süd oder umgekehrt in den Höhenlagen und Tälern des Schwarzwaldes unterwegs sein.

Wir führen Leser und potenzielle Wanderer auf drei besonders abwechslungsreiche Routen in der Nordhälfte des Schwarzwalds: erstens über den Wildnispfad auf dem Plättig bei Baden-Baden, zweitens auf dem Jacobusweg durchs Kinzigtal und schließlich auf dem Westweg ab Freudenstadt.

nordschwarzwld-plaettig1

Orkan Lothar hat ganze Arbeit geleistet

1. Wildnispfad Plättig: auf den Spuren eines Orkans

Orkan Lothar leistete ganze Arbeit, als er am zweiten Weihnachtsfeiertag 1999 über den Schwarzwald hinwegfegte. Der Wildnispfad auf dem Plättig erinnern an diesen Tag. Die Wegabschnitte wurden durch Waldflächen geführt, die der verheerende Orkan getroffen hatte. Auf forstwirtschaftliche Eingriffe hat man weitgehend verzichtet. Zu erreichen ist der Plättig ab Baden-Baden über die Schwarzwaldhochstraße; wer ohne Auto unterwegs ist, kann von Baden-Baden aus mit dem KVV-Bus zum Plättig fahren. Vom  Parkplatz mit dem Infostern begibt sich der Wanderer auf seine erste Schwarzwaldwanderung.

Auf breitem Kiesweg geht es zum Ausgangspunkt des eigentlichen Wildnispfades, den man wegen seiner Markierung nicht verfehlen kann: Das Logo ist ein Schwarzspecht, der an einem Baum hackt. Links des Weges wird man einer Kapelle gewahr. Sie ist in rotem Sandstein errichtet und mit kleinen weißen Schindeln belegt. Erbauen ließ sie einer der früheren Besitzer des Kurhotels am Ende des 19. Jahrhunderts. Zu den prominenten Gästen  auf dem Plättig zählte der erste Bundeskanzler Deutschlands, Konrad Adenauer. Ihm zu Ehren wurde der Konrad-Adenauer-Weg angelegt, der den Zugang zum Wildnispfad kreuzt.

nordschwarzwald-plaettig7

Ob hier auch der erste Bundeskanzler eingekehrt ist?

Der Wildnispfad ist weder ein Lehrpfad – das mag der eine oder andere wissensdurstige Wanderer bedauern – noch ein frei geräumter, leicht wanderbarer Weg. Totholz liegt quer über dem Pfad, zwingt dazu, über Stämme zu steigen oder unter ihnen hindurchzukriechen. Man muss sich gelegentlich schon klein machen und in die Hocke gehen, will man Schritt für Schritt vorankommen. Das erfordert stets ein wenig Konzentration, weil man auf seine nächsten Schritte achten muss, um nicht über Wurzelwerk zu stolpern. Gewaltige Wurzelteller sind entlang des auf und ab führenden Pfades zu sehen. Teilweise sind sie von dunkelgrünen Algen überzogen. Hier und da keimt eine Buche, die aber kaum Chancen haben wird, sich voll zu entwickeln.

Nordschwarzwald

Auf seinen Kopf muss man auf dem Wildnispfad besonders achten!

Auch der verwüstete Wald lebt

Gleich am Anfang des Weges sieht man einen geborstenen Fichtenstamm. Vornehmlich Fichten und Tannen legte der Orkan Lothar um, während die kahlen Buchen dem Winterwind keine Angriffsfläche boten und das Unwetter unbeschadet überstanden. Blieben Tannen und Fichten stehen, so vollendete der Borkenkäfer das von Orkan Lothar begonnene Werk. Unterwegs sieht man einige dieser hellgrauen Baumskelette in den Himmel ragen. Welche Auswirkungen der Orkan hatte, wird deutlich, wenn man erfährt, dass 600.000 Festmeter Holz umgelegt wurden. Der Jahreseinschlag in den Forsten Baden-Badens liegt bei 40000 Festmetern.

nordschwarzwald-plaettig3

Nicht über Stock und Stein, aber über den Wurzelweg geht es voran

Wer glaubt, dass der verwüstete Wald keinen Lebensraum für Tiere bietet, irrt: Eichelhäher fliegen von Baum zu Baum und auch die Schlupfwespe sucht emsig an einem toten Baumstumpf nach Käferlarven im Stamm, in die sie ihre Eier ablegen kann. In den feinen Sedimenten, die sich aus Fichtenwurzeltellern lösen, gräbt sich der Ameisenlöwe seine Grube und wartet auf unachtsame Ameisen, die er verspeisen kann. Netzflügler so groß wie Libellen schwirren umher. Doch immer darauf bedacht nicht an freiliegenden Wurzeln, Stümpfen oder Gestein hängen zu bleiben und zu stolpern, muss man Pausen einlegen, um derartige »Kleinigkeiten« am Wegesrand wahrzunehmen.

nordschwarzwald-plaettig6

Mitten im Wald entspannen ...

Wie der Wald sich regeneriert, ohne dass menschliches Zutun notwendig ist, zeigen die nachwachsenden Tannen. Während junges Grün entsteht, vergeht altes, wird Totholz von riesigen scheibenförmigen Baumpilzen nach und nach zersetzt. Dass der Schwarzspecht Totholz zum Nisthöhlenbau nutzt, sieht man auf der weiteren Wanderung. Nach etwa 40 Minuten Wanderzeit steht man in einem »Buchendom«, einem recht dichten Bestand von Rotbuchen, die in den Höhenlagen des Schwarzwaldes gedeihen. Wer träumen und sich ausruhen will, hat hier die Gelegenheit: Einfache Liegen aus Holz und »Standliegen« warten auf den Wanderer: Es heißt dann sich ausstrecken, die Augen schließen und in den Wald hineinlauschen. Wie die Liegen im Wald so ist auch der »Adlerhorst«, ein Ausguck, den man im Verlauf der Wanderungen über eine Hängebrücke erreicht, ein Eingriff, wenn auch ein sanfter Eingriff, in die Natur. Von oben aus hat man einen schönen Blick auf das Murgtal und Gaggenau sowie den Hausberg Baden-Badens.

nordschwarzwald-plaettig4

Na gut, dass es Trittsteige gibt ...

Weiter geht es über Stock und Stein - oder besser Stamm und Stein. Der Weg führt leicht und stetig bergab und stößt auf einen breiten Forstweg. Dieser Weg ist zu überqueren, um die Wanderung auf dem Unterhaltungsweg für die Trinkwasserbrunnen Baden-Badens fortzusetzen. Er wurde einst in den Granitfelsen gesprengt. Über diesem liegen nun seit einigen Jahren kreuz und quer dicke Stämme, die Orkan Lothar umgehauen hat. Sickerwasser ergießt sich über den Weg, der an einigen Stellen morastig ist. Doch Trittsteine und Bohlen ermöglichen es, trockenen Fußes gen Plättig zu wandern.

2. Auf dem Weg zum Heiligen Jacobus

kakobusweg-gegenbach1

Klein ist das Städtchen Gengenbach bei Offenburg und von spärlichen Resten einer Stadtmauer umgeben. Das Rathaus dominiert die Stadtmitte und ein Ritter auf dem Röhrbrunnen erinnert an die wechselvolle Geschichte. Oberhalb der Stadt stehen Weinreben Spalier und nicht nur die Teufelskanzel lockt Wanderer in die sanfte, bewaldete Hügellandschaft rund um Gengenbach. Wer wie vor Jahrhunderten als Pilger seinen Weg nach Santiago de Compostela sucht, der macht sich auf, den Jacobusweg durch das Kinzigtal zu erwandern, der über 88 Kilometer von Loßburg nach Gengenbach führt, das manchmal auch schwärmerisch Badisch` Nizza genannt wird.

bilick-auf-gengenbach

Blick von der Anhöhe auf Gengenbach

Auf einer  Tagestour steigt man hinter dem Obertorturm stetig bergan in die Weinberge. Mitten in diesen Weinbergen steht die Heilig-Grab-Kapelle neben der Jacobskapelle. Im ausgehenden 13. Jahrhundert wurde erstere eingeweiht. Besonders im 17. und 18. Jahrhundert zog sie ungezählte Scharen von Wallfahrern an. Die Jacobskapelle, eher ein Kirchlein als Kapelle, entstammt dem späten 17. Jahrhundert und ist beim Aufstieg bereits von weitem ebenso sichtbar wie das große Kreuz aus rotem Sandstein, das an die Opfer des letzten Weltkriegs erinnert.

fachwerk-gengenbach

Schmuckes Fachwerk

Im milden Klima des Kinzigtals gedeihen stattliche Reben. Über asphaltierte Zufahrtswege zu den Weinbergen geht es zunächst in nördliche Richtung. Auf einem schmalen Hangpfad, an dessen Saum Erika und Brombeeren gedeihen, wandert man weiter. Der Blick schweift über das Land und bei guter Sicht kann man in der Ferne den Turm des Straßburger Münsters ausmachen. Über eine Schotterstraße hinweg- und einen Zick-Zack-Pfad hinauflaufend, steuert man die Teufelskanzel an. Links und rechts des Weges wachsen niedrigstämmige Stechpalmen.

teufelskanzel-gengenbach

Teufelskanzel bei Gengenbach - hier hat der Teufel seinen Pferdefuß in den Fels gesetzt

Auf dem Fels der Teufelskanzel soll der Teufel angeblich einen Abdruck seines Pferdefußes  hinterlassen haben. Mit ein wenig Fantasie findet man auch den entsprechenden Pferdefußabdruck. Von der Teufelskanzel aus schaut man hinüber nach Offenburg und Ortenberg, die in nordwestlicher Richtung auszumachen sind. Nach dem erfolgten Abstieg erreicht man nach etwa 800 Metern einen Holzstapelplatz. Entweder man kehrt zurück oder wandert noch ein wenig auf dem Jacobusweg.

Die Tour führt auf dem Winter- und dem Sommerwaldweg durch einen abwechslungsreichen Laubmischwald mit Ahorn, Eichen, wenigen Birken sowie zahlreichen Kastanien und Linden. Gelb blühender Ginster steht vereinzelt am Hang, Brombeersträucher breiten sich ungehindert aus. Tannen und Fichten sieht man in diesem Teilstück des Jakobuswegs seltener. Nach einer Wegstrecke von 15 Kilometern – gerechnet von Gengenbach – ist Zell am Harmersbach erreicht, einer der Etappenorte auf dem sechs Tage dauernden Jacobusweg.

 

Reisemagazin schwarzaufweiss

 

Suchen bei schwarzaufweiss


Reiseveranstalter Deutschland bei schwarzaufweiss

 

Reiseführer Berlin

Wer heute ein wenig Berliner Luft schnuppern möchte, den laden wir zu einer Reise an Spree und Havel ein. Eine prima Gelegenheit, sich wesentliche Teile der Stadt an einem Tag anzuschauen, ist die Fahrt mit den Bussen 100 und/oder 200. Ausgehend vom Alexanderplatz kommt man unterwegs am Berliner Dom und der Museumsinsel vorbei, am Deutschen Historischen Museum, der Neuen Wache, dem Brandenburger Tor und dem Reichstag, an der „Schwangeren Auster“ und am Schloss Bellevue, dem Amtssitz des Bundespräsidenten.

Reiseführer Berlin

Mehr lesen ...

Bayerwald: Ein Baumwipfelpfad als Besuchermagnet

Nein, keine Angst, der Pfad schwankt nicht. Dennoch greifen viele Besucher des längsten Baumwipfelpfads der Welt unwillkürlich ans Geländer. Sie haben den Eindruck, der Holzweg, der an dieser Stelle auf 18 Metern Höhe unterhalb der Baumwipfel entlang führt, bewegt sich hin und her. Dabei ist es nur der wenige Zentimeter vom Geländer des Pfads entfernte Schubsbaum, den ein Baumwipfelpfad-Führer mit einer Hand zum Schwingen gebracht hat.

Bayerwald - Baumwipfelpfad

Mehr lesen ...



Auf zwei Rädern rund um Rügen

52 km lang und 41 km breit, darauf verteilt 926 Quadratkilometer Landschaft, das ist sie, Rügen, die größte Insel Deutschlands. Nicht wenige Touristen bezeichnen sie gleichzeitig auch als die schönste Insel des Landes. Ihre Vielfalt ist einmalig.

Rügen per Rad

Mehr lesen ...

Ein Rundgang durch Ozeaneum und Meeresmuseum in Stralsund

34 Meter ist sie lang, genauso lang wie ein Blauwal werden kann: Die Rolltreppe, auf der Besucher vom Foyer nach oben schweben, um mit ihrem Rundgang durch das Ozeaneum vor Stralsunds Altstadtkulisse unweit der neuen Rügenbrücke zu beginnen. Neben der frei tragenden Treppe beeindruckt schon von außen der weiße mit Glas durchsetzte Bau aus Beton und Stahl.

Stralsund

Mehr lesen ...