Reiseführer Rostock

Was ist Backsteingotik?

 

Rostock - Marienkirche - Südseite des Querhauses

Südseite der Querhauses der Marienkirche

Die Gotik ist ein Baustil, der sich Mitte des 12. Jahrhunderts von Frankreich aus über das benachbarte Rheinland bis nach Norddeutschland verbreitete. Da es vor allem im norddeutschen Tiefland zu wenig Natursteinvorkommen gab, aus denen man ausreichend Steine hätte brechen können, wurde der neue Baustil durch künstlich hergestellte gebrannte Steine verwirklicht, den Backstein. Anders als etwa Feldsteine oder importierte behauene Steine mit denen man in der Vergangenheit vielfach Steinbauten realisierte, konnten die roten Ziegelsteine in Serie produziert werden. Daraus ergab sich eine weitaus verlässlichere und mengenmäßig höhere Verfügbarkeit und somit eine gestiegene Effizienz sowie mehr Sicherheit bei der Preiskalkulation bei Bauvorhaben, eine Kombination, die den hanseatischen Kaufleuten sehr entgegen kam. Und gerade sie waren es, die dem neuen modernen Baustil in der Ausführung in Backstein zu einer Blüte in vielen norddeutschen Städten im Mittelalters verhalfen. Der wirtschaftliche Erfolg der Hanse, dem mächtigen Handelsverbund, der ab dem 13. Jahrhundert erfolgreich und effizient schwunghaften Seehandel mit nahen und fernen Ländern betrieb, machte viele Kaufleute in den Städten der Hanse wohlhabend oder sogar reich und wirkte sich massiv auf die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung der Städte aus. Die Bauten, vor allem monumentale Profan- und Sakralbauten, die nun entstanden, waren Ausdruck dieses wirtschaftlichen Erfolgs und des damit einhergehenden Selbstwertgefühls der Bürger, das sie nun auch nach außen präsentieren wollten, aber entsprachen auch oftmals dem rationalen Denken der Kaufleute, streng in der Form und rational im Bau. Durch die bauliche Geschlossenheit der mittelalterlichen Städte mit kurzen Wegen, bedingt durch die zunächst begrenzende Stadtbefestigung mit Wehrmauer, Türmen und Toren, entwickelte sich so ein für Norddeutschland typisches Stadtbild in verschiedenen Variationen der Farbe Rot. Außerhalb der Städte, im ländlichen Raum, waren es vor allem Klöster, die ihre Bauten mit Backsteinen errichteten, während Bauernhäuser weiterhin als Fachwerkhäuser entstanden.

Rostock - Kerkhoffhaus

Giebel des Kerkhoffhauses

Wie das architektonische Stadtbild der Hansestadt Rostock im 16. Jahrhundert aussah, zeigt sehr eindrucksvoll und anschaulich die als Vicke-Schorler-Rolle bekannt gewordene Federzeichnung des späteren Krämers Vicke Schorler, die von 1578 bis 1586 entstand. Backsteinhäuser bestimmen das Stadtbild, darunter viele Giebelhäuser mit verschieden Variationen gotischer Schmuckgiebel wie dem sogenannten Rostocker Giebel, einfache Dreiecksgiebel mit Bekrönung am First oder Zinnenstufengiebel.

Nicht nur diese Tuschezeichnung, sondern zahlreiche Bauten in Rostock wie das Kerkhoffhaus und die Marienkirche, aber auch in vielen anderen norddeutschen Städten, zeigen, dass die Backsteingotik keineswegs ein langweiliger einheitlicher Baustil war, sondern es zahlreiche Variationsformen und Schmuckelemente gab. So wurden etwa vielfach die Bogenfelder über Hauseingängen mit Ornamenten und figürlichen Darstellungen geschmückt, ebenso die seitlichen Einfassungen von Portalen, Friese mit Ornamenten schmückten die Vorderseiten vieler Giebel, typisch ist auch Wechsel zwischen Backsteinmauerwerk und verputzten weiß getünchten Flächen. In der gotischen Architektur ebenfalls häufig Verwendung fanden schlanke , spitz auslaufende Türmchen auf den Giebeln, die so genannten Fialen. Fassaden wurden mit üppig dekorierten Ornamentreihen und Friesen geschmückt und selbst flächige Backsteinfassaden bekamen durch unterschiedlich farbige Ziegel Muster oder wurden durch glasierte Ziegel dekoriert. Mit der Spätgotik ab Mitte des 14. Jahrhunderts kamen schließlich weitere Elemente hinzu wie Sterngewölbe und figürlicher Terrakottaschmuck. Die Südseite des Querhauses der Marienkirche ist für all das ein gutes Beispiel.

Rostock - Lange Straße

Bau aus den 1950er Jahren mit Anklängen an die Backsteingotik in der Langen Straße

Die Backsteingotik lässt sich keineswegs zeitlich auf die Zeit vom 12. bis zum 15. Jahrhundert beschränken, sondern beeinflusste auch im 19. und 20. Jahrhundert noch Architekten, wie das von Gotthilf Ludwig Möckel errichtete Ständehaus und die in den 1950er Jahren unter staatlicher Führung entstandenen wuchtigen Backsteinbauten in der Lange Straße zeigen. Hier wurden etwa die gotischen Stufengiebel ebenso aufgegriffen wie die Kombination der roten Ziegel mit weiß verputzten Flächen und Fialen auf den Giebeln.

 

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Reiseführer Bremen

Sehenswertes in Bremen, Touren durch die Stadt, Tipps und Hintergrundgeschichten ausführlich beschrieben mit vielen Fotos. Darüber hinaus gibt es Ausflugstouren über die Stadtgrenzen hinaus, etwa nach Bremerhaven oder nach Walsrode in den Weltvogelpark.

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Kiel: Top-Sehenswürdigkeiten in der Fördestadt und ein Ausflug nach Laboe

Ein guter Ausgangspunkt um die Stadt heute, Jahrzehnte nach Kriegsende, zu erkunden, ist der zentral gelegene Hauptbahnhof. Auf der Hauptstraße Sophienblatt, die vor dem Gebäude verläuft, treffen alle wichtigen Buslinien zusammen, viel Sehenswertes kann man aber auch problemlos von hier zu Fuß in einem mehrstündigen Spaziergang erreichen.

Kiel Sehenswürdigkeiten

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Helgoland - Fels in der Brandung

Knapp 50 Kilometer vor Schleswig-Holsteins Küste gelegen, ist Helgoland jedes Jahr Ziel Tausender Besucherinnen und Besucher, die meisten davon Tagestouristen in den wärmeren Monaten. Ausflugsschiffe laufen Helgoland von Bremerhaven, Büsum oder vom „Alte Liebe“ genannten Anleger im Hafen der niedersächsischen Stadt Cuxhaven an der Elbemündung aus an.

Helgoland - Seevögel auf dem Lummenfelsen

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Per Rad durch Cuxhavens Seebäder

Leider ist die deutsche Nordseeküste, wenn man von den ost- und nordfriesischen Inseln einmal absieht, von der Natur nicht so reich mit Sandstränden bedacht worden, wie die Anrainerländer Niederlande und besonders Dänemark. Natürlich gibt es auch viele schöne Ecken jenseits der Sandstrände und Sand allein ist nicht alles im Urlaub, aber für viele hat ein Sandstrand eben doch eine große Bedeutung und deshalb steppt in den Sommermonaten in den Seebädern Döse, Duhnen und Sahlenburg vor allem an den Wochenenden der Bär.

Cuxhaven und seine Seebäder Döse, Duhnen und Sahlenburg

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Norden Norddeich

Auf den ersten Blick könnte man den Eindruck gewinnen, das Nordsee-Heilbad sei nur die Transferstation für die Urlauber, die es in Scharen auf die Inseln Juist und Noderney zieht. Aber jenseits dessen zeigt sich Norddeich als weit weniger hektischer und überschaubar kleiner Küstenurlaubsort. In dem staatlich anerkannten Nordseebad wird erst seit der zweiten Hälfte des letzten Jahrhunderts der Tourismus gefördert, offenbar mit Erfolg, wie mehr als 1 Mio. Übernachtungen jährlich zeigen.

Norden Norddeich - Drachenfest

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Büsum - Nordsee-Heilbad am Wattenmeer

Einst war Büsum eine Insel, immer wieder bedroht vom „Blanken Hans“. Bedroht von gewaltigen Sturmfluten wie der mehrtägigen Groten Mandrenke im Januar 1362, bei der nach mancher Interpretation das sagenumwobene Rungholt etwas weiter nördlich bei Nordstrand und Pellworm für immer in den Fluten versank. Als die größte Flut des letzten Jahrhunderts 1962 das Nordsee-Heilbad bedrohte, war Büsum allerdings schon lange mit dem Festland verbunden, nämlich seit 1585. Heute zählt der gut 5000-Seelen-Ort im Kreis Dithmarschen zu den wichtigsten Urlaubsorten an der Nordseeküste Schleswig-Holsteins.

Büsum

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Kurzbesuch in der historischen Altstadt von Heppenheim

Auffälligstes Haus am Großen Markt, dem zentralen Platz inmitten des Ensembles der geschmackvoll restaurierten Fachwerkbauten in der Altstadt, ist das Rathaus. Hoch erhebt sich auf der im Jahr 1551 aus Stein erbauten Halle im Erdgeschoss in kräftigem Rot gehaltenes Fachwerk. Wie etliche andere Häuser in der Stadt fiel auch das Rathaus einem Brand zum Opfer, den französische Besatzungstruppen nach der Plünderung der Stadt 1693 legten. Nur das steinerne Erdgeschoss blieb damals stehen, auf das sieben Jahre später das heutige Barockfachwerk gebaut wurde. Ein Glockenspiel erklingt fünfmal am Tag zwischen 8 Uhr morgens und 10 Uhr abends.

Heppenheim - Altstadt mit Marktbrunnen

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