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Reiseführer Oldenburg

 

Stadtmuseum Oldenburg

Oldenburgs Geschichte ist sowohl Landes- als auch Stadtgeschichte. Dabei lassen sich beide Themen nur schwerlich scharf voneinander trennen. Oldenburg als Residenzstadt und auch als Stadt am Wasser kann man beim Museumsbesuch kennenlernen. Doch das eigentliche Highlight sind die drei Villen, in denen sich Raumkunst des 19.Jahrhunderts erleben lässt. Zudem ist auch das Werk des umstrittenen Künstlers Oldenburger Künstlers Bernhard Wintser (1871-1964) ausgestellt, der im III. Reich weder in der inneren Emigration lebte noch gar verfemt war, sondern ob seiner Sujets sehr geschätzt wurde. Da er sich in der Themenwahl auf das Landvolk fokussierte, waren die Winterschen Arbeiten ohne Probleme mit der im III. Reich vorherrschenden „Blut-und-Boden-Ideologie“ in Einklang zu bringen.

So sah Oldenburg in seinen Anfängen aus (Stadtmuseum Oldenburg)

So sah Oldenburg in seinen Anfängen aus

Durchschreitet man die Räume der Ballin'schen , der Francksen- und der Jürgens'schen Villa, so fühlt man sich in das Wohnambiente des späten 19.Jahrhunderts versetzt. Bisweilen meint man gar, der Hauseigentümer sei nur für wenige Augenblicke gerade hinausgegangen und komme gleich wieder. Für heutige Verhältnisse wirken die Räumlichkeiten sehr überladen, nicht nur weil eine Fülle von Gemälden und Skulpturen die Möblierung ergänzen. Die Gemälde in üppig vergoldeten Rahmen hängen teilweise vor ornamental überladenen Tapeten in Gold und Feuerrot.

Nicht nur Anton Günther
Im Bestand befindet sich ein Porträt des Oldenburger Grafen Anton Günther von Wolfgang Heimbach. Auch ein Porträt des bekannten Hofmalers Johann Heinrich Wilhelm Tischbein besaß der Kunstsammler Francksen. Es stellt den Etatsrat Georg dar.

Moorlandschaft und Zentaurenkampf
Düster und tonig gehalten ist eine Moorlandschaft, die dem Oldenburger Künstler Gerhard Bakenhus zu verdanken ist. Diese Arbeit schmückt mit weiteren einen kleinen Raum, der einer Gemäldegalerie  gleicht. Unter den Werken, die hier zu sehen sind, befindet sich außerdem eine Gouache einer Heidelandschaft von Heinz Witte-Lenoir, aber auch der bronzene Zentaurenkampf von Alfred Baryes.

Gestatten, Hofmaler
Im Aufgang sieht man sich einer Ideallandschaft mit Felsenküste gegenüber, die der Oldenburger Hofmaler Ludwig Philipp Strack (1769-1836) schuf. Von ihm stammen außerdem „Eiche in Hasbruch“ und „Mansholter Eiche“. Beide Arbeiten erinnern stark an die Studien und Ölgemälde des romantischen Malers Carl Gustav Carus.

Ludwig Phillip Strack: Wangerooge, um 1830 (Stadtmuseum Oldenburg)

Ludwig Phillip Strack: Wangerooge, um 1830

Oldenburger Fürsten
Während des Museumsbesuchs steht man auch einigen Oldenburger Fürsten Aug' in Aug' gegenüber, dank sei u.a. Richard Flatters, der den Großherzog Paul Friedrich August porträtierte. Großherzog Nikolaus Friedrich Peter hingegen wurde von dem Oldenburger Maler August Christian Hermann tom Dieck gemalt.

Bernhard Winter und sein Werk
Dieser vor allem im Oldenburger Raum bedeutende Künstler porträtierte nicht nur Frau Obst, seine Dresdner Wirtin, sondern hielt auch die Bereitung des Flachses in einem 1905/06 geschaffenen Ölgemälde fest. Zum Zeitpunkt, als das Gemälde entstand, das aus sieben Teilen besteht und einem mittelalterlichen Klappaltar gleicht, waren Flachsanbau und -verarbeitung aus dem ländlichen Alltag nahezu gänzlich verschwunden. Von  Winter werden außerdem „Bauerndiele“ sowie „Niederdeutsche Bauernhochzeit“ und „Die Webstube“ gezeigt.

Diener brauner Herren?
Dass Winter bei seinem Engagement für den ländlichen Raum auch Aufträge der braunen Machthaber annahm, belegt 1934 die Realisierung von Sgraffiti zur Geschichte der Stedinger und zur Bauernpolitik der NSDAP in der Kirche zu Berne. 1941 verlieh ihm Adolf Hitler die Goethe-Medaille und zwei Jahre später wurde ihm der Gaukulturpreis zuteil. Das waren augenscheinlich keine Hindernisse, Winter 1956 mit dem Bundesverdienstkreuz 1.Klasse auszuzeichnen. Wes Geistes Kind Winter war, war zu diesem Zeitpunkt wohl bekannt: Wie andere Zeitgenossen auch tendierte Winter nach dem Ersten Weltkrieg zu nationalsozialistischen und völkischen Weltanschauungen. Die Kunst, so war seine Vorstellung, hatte allein der Pflege des germanischen Volkstums zu dienen.

Oldenburger Stadtgeschichte
Nicht allein die frühe Besiedlung um 800 wird thematisiert, sondern auch die Stadtentwicklung im Mittelalter. Ein Schichtenprofil aus der Oldenburger Altstadtsanierung 1964/65 lässt den Blick in die „mittelalterlichen Kulturschichten“ der Stadt zu. Anhand von Stadtmodellen kann man zudem die Entwicklung Oldenburgs bis hin zu einer Stadt mit bastionärem System nachvollziehen.

1108 wurde die Stadt erstmal schriftlich erwähnt, doch die Anfänge der Besiedlungen sind auf die Zeit um 800 zu datieren. Das belegen Bodenfunde aus der Innenstadt, darunter ein Kugeltopf und ein Napf. Derartige Gefäße fand man auch aus der Zeit des 13. bis 15. Jahrhunderts.

Dass die Burg dort stand, wo die Kaufleute mit ihren Waren über die Hunte mussten, zeigt das Stadtmodell um 1350.

Stadt und Kirche
Zum Thema „Stadt und Kirche“ zeigt man unter anderem den Blankenburger Flügelaltar, dessen zentrales Motiv die Kreuzabnahme ist. Ursprünglich stand er im Dominikanerinnen-Nonnenkloster Blankenburg und wird der Schule des Meisters von Osnabrück zugeschrieben. Aus dem Kloster stammt auch der ausgestellte vergoldete Silberkelch.

Um 1550 hatte sich die Siedlungsfläche der Stadt verdoppelt und bot weitere 250 Jahre lang ausreichend Platz. Aufgrund der Anlage der Neustadt bis zum Lappan benötigte man zum Schutz der Stadt einen Wassergraben. Diesen schuf man damals und legte ihn um die Stadt und die Burg. Wälle taten ein Übriges, um die Stadt und ihre rund 3000 Einwohner vor Angriffen zu schützen.

Und die Juden?
Kurz und knapp wird das Kapitel  „Juden in Oldenburg“ abgehandelt. Erste Belege für jüdisches Leben in Oldenburg datieren auf ein Ratsprotokoll vom 13. Dezember 1334. Weitere Zeugnisse über Juden in Oldenburg sind dürftig. Erst Ende des 17. Jahrhunderts sind wieder Juden in Oldenburg nachgewiesen. König Christian V. von Dänemark privilegierte unter anderem die Juden Joseph und Jacob Abraham(s) aus Altona. Nach 1814 entstand der jüdische Friedhof vor den Stadttoren (heutige Dedestraße). Die in der Peterstraße bestehende Synagoge überdauerte die Reichspogromnacht nicht.

Der Große Stadtbrand und ...
Der Brand von 1676, bei dem drei Viertel aller Gebäude vernichtet wurden, stellt eine wesentliche Zäsur der Stadtgeschichte dar. Zeugen des Brandes sind einige Keramikscherben, die aus der Brandschicht geborgen werden konnten.

Diese Herren gehört einst zum Stadtbild Oldenburgs

Diese Herren gehört einst zum Stadtbild Oldenburgs

Oldenburg, Soldatenstadt
Dass Oldenburg Garnisonsstadt war und auch nach dem Zweiten Weltkrieg Soldaten zum Stadtbild gehörten, wird in einem weiteren Abschnitt des Museums thematisiert. Ein Reservistenkrug und ein  Erinnerungsteller (1913) stehen für Oldenburg als Stadt der Soldaten ebenso wie der Helm für Angehörige des Oldenburgischen Reiterregiments oder das Erinnerungsschild an den „Großen Oberst“ Wardenburg von 1924.

Bevor man sich nach dem Besuch des Stadtmuseums mit Horst Janssens grafischem Werk befasst, sollte man eine Pause im Art Café einplanen, ob nun zum Künstler-Frühstück oder zum Genießerfrühstück. Für den  kleinen Hunger zwischendrin gibt es Salatvariationen, Pasta Bolognese oder Tortellini mit Gorgonzola.

 

 

Weitere Informationen

Stadtmuseum
Am Stadtmuseum 4-8
26121 Oldenburg
www.stadtmuseum-oldenburg.de


 

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