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Reiseführer Münsterland

Ein Besuch in Rheine

 

Rheine liegt an der Ems, deren Lauf man von der Quelle bis zur Mündung auf dem Emsradweg folgen kann. Eltern mit Kindern lockt der Naturzoo mit Affenwald und Streichelzoo. Kulturinteressierte besuchen das Falkenhof-Museum, das sich nicht nur der Stadtgeschichte, sondern auch der Grafik der Moderne widmet. Kunst aus dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte Münster gibt es in wechselnden Präsentationen im 1437 gegründeten Kloster Bentlage zu sehen, das unweit der Saline Gottesgabe steht. An die Zeiten der Salzgewinnung und -nutzung erinnern unter anderem das fast 300 Meter lange Dorn-Gradierwerk und die Salzpfannen im ausgedehnten Salinenpark. Wer mehr über die Geschichte der Pharmazie erfahren möchte, besucht das ortsansässige Apothekenmuseum am historischen Marktplatz, wo sich einige der sehenswerten Baudenkmäler der Stadt befinden.

Münsterland: Der Falkenhof - einst Herrenhof und heute Museum

Der Falkenhof - einst Herrenhof und heute Museum

Die Geschichte der Stadt, die an einem Emsübergang gegründet wurde, begann vor mehr als 1200 Jahren. Turbulent war sie gewiss. Der Dreißigjährige Krieg verschonte die Stadt nicht, machte sie 1647 sogar dem Erdboden gleich. Zuvor war die Stadt – Stadtrechte erhielt Rheine 1327 – immer wieder Zankapfel bischöflicher und gräflicher Fehden. Die Keimzelle der Stadt liegt dort, wo sich heute der Falkenhof befindet.

Vom Herrenhof zum Museum

In Jahrhunderten gewachsen ist der Falkenhof, ursprünglich eine fränkische Hofanlage, von der allerdings bisher keine Spuren gefunden werden konnten. Die heutige Anlage ist das Ergebnis eines Neu- und mehrerer Umbauten unter den Herren von Hake, von Valke und von Morrien: Der Hof besitzt ein Torhaus aus dem 16.Jahrhundert sowie einen Ost- und einen Westflügel aus späteren Jahrhunderten. Nicht zu übersehen ist die geschwungene Doppeltreppe, die im 18.Jahrhundert angefügt wurde. Bei Umbauarbeiten in den letzten Jahren stieß man auf ein begehbares Kanalsystem, das teilweise freigelegt wurde und in Teilen einsehbar ist.

Münsterland: Das eigentliche Herrenhaus des Flakenhofs

Das eigentliche Herrenhaus des Falkenhofs

Im Falkenhof befindet sich seit 1977 das Falkenhof-Museum, in dem auch die bei der Freilegung geborgenen Gebrauchsgegenstände aus dem 17. bis 19.Jahrhundert ausgestellt sind. Wichtigstes Zeugnis der Vor- und Frühgeschichte im Museum ist ein nur wenige Millimeter starker Abdruck einer mehr als drei Jahrtausende alten Körperbestattung. Das Haus beherbergt profane und religiöse Arbeiten der Bildhauerfamilie von Meyering und deren Werkstatt. Möbel und Porzellan des 18. und 19.Jahrhunderts sind im Museum gleichfalls präsent. Carlo Mense, Karl Wenzel und Joseph Krautwald sind Künstler Rheines, deren Arbeiten auf dem Falkenhof zu sehen sind. Arbeiten von dem Bildhauer Joseph Krautwald findet man zudem im Stadtgebiet, so auf dem Heiliggeistplatz. Unter dem Dach des Hauses befindet sich die umfangreiche Grafiksammlung des Museums, darunter Werke von Albrecht Dürer, Pablo Picasso, Otto Pankok und Max Liebermann.

Münsterland: Die Mühle an der Ems

Die Mühle an der Ems

Die Ems ist allgegenwärtig

Unweit des Falkenhofs befindet sich ein Mühlengebäude mit der Malerei eines säenden Landmanns und einem kaum lesbaren Text – ein Zeugnis aus der Nazizeit. Nur Schritte entfernt von dem „Mühlenturm“ finden wir an einigen Abschnitten der Emsmühle in der Emsnähe Flutmarken: Diese erinnern an das Hochwasser an Weihnachten 1880 wie auch an die „Wasserfluth 8.Feb.A.1775“. Betrachten wir die Emsmühle genauer, so sehen wir das Wappenrelief des Bauherren, des Fürstbischofs Clemens August.

Das Emswehr datiert aus der Zeit 1550 und konnte dennoch die Hochwasser nachfolgender Jahrhunderte nicht verhindern. Inmitten einer Anlage mit üppigem Grün erinnert ein Gedenkstein daran, dass es sich um den Jüdischen Friedhof handelt, von dem 1939 die letzten Grabsteine entfernt wurden. Welche Bewandtnis es mit dem Waschekeschapp hat, dem Waschplatz an der Ems, verrät beim weiteren Stadtbummel eine in der Flutmauer eingelassene Bronzetafel. Um 1801 wurde das Strätersche Haus an der Ems erbaut, ein breites, zweigeschossiges Traufenhaus mit Mansarddach, das wie ein Riegel den Heiliggeistplatz von der Ems trennt. Erbaut wurde es für den Bürgermeister Johann Heinrich Striethorst. Im Laufe der Geschichte wechselten die Besitzer, zu denen auch die Familie Sträter gehörte. Heute ist hier die Stadtbücherei Rheines untergebracht.

Drei Sakralbauten stehen innerhalb der Stadtmauern von Rheine: die zwischen 1400 und 1520 erbaute St. Dionysius-Kirche am Marktplatz, die Bönekerkapelle und die während der Blütezeit der heimischen Textilindustrie erbaute St.Antonius-Basilika. Besonders sehenswert ist die katholische St.Dionysius-Kirche, eine gotische Hallenkirche, die erst im 16.Jahrhundert vollendet wurde. Zu den ältesten Bauwerken der Stadt zählt das Kannengießerhaus, ein mit einem Staffelgiebel ausgestattetes Bürgerhaus aus dem späten 15.Jahrhundert. Zum historischen Rheine gehört außerdem das dreiflügelige Alte Rathaus, einst eine Klosteranlage der Franziskaner.

Verlassen wir die „Altstadt“ und begeben uns in den etwas außerhalb gelegenen Salinenpark, wo den Besucher der so genannte Bentlager Dreiklang erwartet.

Ein Dreiklang aus Natur, Kultur und Salz

Drei Routen führen durch das Areal des Klosters Bentlage und der Saline Gottesgabe. Sie beschäftigen sich mit der Geschichte des Klosters, des Salzes und mit der Natur der Ackerfluren, Wiesen und Waldbestände. Das Denkmal des Salzsieders vor dem Dreigiebelhaus erinnert ebenso an die Zeit, als das weiße Gold eine wichtige Einnahmequelle war, wie die Salzsiederei und das Gradierwerk.

Münsterland: Das Dorngradierwerk der Saline Gottesgabe im Salinenpark Rheine

Das Dorngradierwerk der Saline Gottesgabe im Salinenpark Rheine

Von der Selbstversorgung zum Kurbetrieb

Zunächst diente das gewonnene Salz nur der Selbstversorgung der Klosterbrüder von Kloster Bentlage, ehe mit der Modernisierung der Anlagen unter Fürstbischof Clemens August und der Gründung der Salinen-Sozietät im Jahr 1743 eine überregionale Nutzung begann. Kein Geringerer als der westfälische Barockbaumeister Johann Conrad Schlaun war an der Planung der neuen Salinenanlage beteiligt. Salz wurde in nachfolgenden Jahrzehnten auch für den Kur- und Badebetrieb genutzt. So wurden Solebäder bis 1975 verabreicht, während die Saline bereits Jahrzehnte vorher stillgelegt wurde. Geblieben sind das Salzsiederhaus sowie der Solespeicherturm und das Turbinenhaus am Salinenkanal. Das Gradierwerk ist nur im östlichen Teil noch aus der Zeit von 1743 bis 1745, während die übrige Anlage neu erstellt wurde.

Münsterland: Speicherturm und Turbinenhaus der Saline Gottesgabe

Speicherturm und Turbinenhaus

Der westliche und der östliche Teil wurden im Rahmen der Rekonstruktion mittels eines Steges und entsprechender Baumpflanzungen miteinander verbunden. Wie anderenorts auch diente das Gradierwerk dazu, die das überschüssige Wasser aus der geringprozentigen Sole durch „Vertröpfeln“ und Verdunsten herauszugradieren. Auf diese Art und Weise gewann man eine achtzehn- bis zweiundzwanzigprozentige Sole, die im Siedehaus weiterverarbeitet wurde. Die Rohsole wurde im Solevorratsbehälter gelagert, während im Speicherturm der Vorrat für die Solebäder aufbewahrt wurde. Auf der Salzroute kommt man nicht nur an diesen historischen Bauwerken der Saline vorbei, sondern auch an der Liegehalle und dem Kinderheim. Beide dienten seit der ersten Hälfte des 20.Jahrhunderts dem Kinderkurbetrieb.

weiter zu Teil 2 ...

 

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