Reiseführer Münsterland
Gartenfreunde aufgepasst:
Garten Picker,
Apotheker- und Geologischer Garten in Borken-Weseke
Angelika und Berthold Picker haben in einem ländlich geprägten Ortsteil von Borken ihr ganz eigenes Gartenreich geschaffen, in dem sie vor allem unterschiedliche Stauden präsentieren. Entstanden ist die Idee eines Schaugartens, der jeden Tag aufs Neue liebevoll mit Gartenmöbeln, Tee- und Kaffeegeschirr dekoriert wird, aus der Notwendigkeit heraus, den eigenen Kunden immer wieder neue Ideen für die Gartengestaltung an die Hand zu geben.
Inszenierte Gartenpracht im Garten Picker
Da der Garten Picker Arbeits- und auch Lebensmittelpunkt des Ehepaars Picker und deren Kinder ist, sind Gartenfreunde bis auf sonntags und feiertags fast jederzeit willkommen. Kleinere Gruppen können auch zum Tee und Kaffee vorbeikommen, wenn sie denn vorher ein entsprechendes Gartenprogramm gebucht haben. Das Auge für das Dekorative im Garten hat Angelika Picker, die das eine oder andere ausgestellte Porzellan und Gartenmöbel auf Auktionen ersteigert.
Auch eine Zinkbadewanne hat im Garten Picker ihren Platz
Dichtes Heckengrün, Hosta und ein altes Rad
Dichtes Grün zu Heckenmäuerchen und –durchbrüchen zurechtgeschnitten, Gartenskulpturen aus Sandstein, ein langsam dahinfließendes Bächlein sowie Blütenpracht in Rot, Rosa und Gelb – das erwartet den Besucher im Garten Picker. Aus Roststahl gefertigte Figuren und Fratzenköpfe, eine einsame Parkbank, weiß gestrichene Gartenmöbel, blühende und verblühte Hortensien, vor allem aber mehr als 150 Hosta-Arten gibt es in diesem kleinen Gartenparadies zudem zu entdecken. Glückliche Hühner und ein stets krähender Gockel sowie Laufenten bewohnen den Garten, in dem eine mit Wasser gefüllte Zinkbadewanne zu einem Wasserpflanzenbiotop umgestaltet wurde.
Rostige Gartenkunst im Garten Picker
Am Rande eines Teiches plustert sich eine Ente, doch die ist nicht aus Fleisch und Blut, sondern aus Holz geschnitzt. Im dichten Grün findet man auch ein altes Fahrrad, das wohl keiner mehr benutzt. Hinter jeder Biegung gibt es neue lauschige Winkel zu entdecken.
Im Gespräch mit Berthold Picker
Wie fing alles eigentlich an?
Wir sind früher öfter Gärten in Holland und Belgien gewesen. Dort ist die Gartenkultur schon ein bisschen fortgeschritten. Da gibt es Gärten, die nicht nur „offene Gartenpforte“ an gewissen Tagen haben, sondern auch schon täglich offen haben, auch in einer Kombination mit einer Gärtnerei, wie bei uns. Im Jahr 2000 haben wir das Grundstück mit dem Haus gekauft und dann renoviert. 2003 haben wir den Rasen eingesät und die Staudenbeete teilweise angelegt. Jetzt haben wir einen Staudengarten mit 1600 verschiedenen Sorten. Die Hosta, das ist eine Spezialität von uns, da habe ich 160 Sorten.
War der Baumbestand, von Ginkgo bis Tulpenbaum, vorhanden?
Anfänglich gab es keinen Baum, keinen Strauch und keine Hecke. Man konnte bis auf die Hauptstraße schauen. Alles wurde komplett neu angelegt.
Sie versuchen aber auch neben dem Staudengarten andere Gartenideen vorzustellen, oder?
Ja, wir haben einen Schattengarten, wir haben einen kleinen Bauerngarten und dazu noch einen Kräutergarten. In diesem stehen viele Duft- und Schmetterlingspflanzen, also nicht nur Kräuter im engeren Sinne.
Sie haben aber auch Dahlien, die im Sommer blühen in ihrem Garten.
Ich habe viele Dahlien selber vorgezogen, sodass diese dann recht früh blühen. Im Sommer kommen viele Besucher vor allem wegen der Dahliensträuße zu uns. Buschmalven habe ich auch und zudem Stockrosen, die als zwei- und dreijährige Pflanzen, sich selber aussäen.
Die Geschichte der Pharmazie
Gänzlich anderer Natur ist der Apotheker- und selbstverständlich der nahe gelegene Geologische Garten von Weseke. Der Apothekergarten ist als Lehrgarten konzipiert. Insgesamt 21 Felder der Geschichte der Pharmazie sind vorhanden, beginnend mit einem Thema wie „Evolution der Pflanzen – Ginkgo und Schachtelhalm“ über „Aristoteles und die vier Elemente“ und „Hildegard von Bingen und die Kräutermedizin des Hochmittelalters“ bis zu „Arzneipflanzen der modernen Pflanzenheilkunde“.
Im Apothekergarten den Heilpflanzen auf der Spur
Beim spiralförmig ausgelegten Rundgang von Themenfeld zu Themenfeld erfahren die Besucher unter anderem, dass bereits 3000 vor unserer Zeitrechnung die Sumerer Rezepturen in Tontafeln ritzten. Hanf setzten die Bewohner des Zweistromlandes bei Krämpfen der glatten Muskulatur als Heilmittel ein. Die berauschende Wirkung von Cannabis sativa spielte außerdem eine wesentliche Rolle bei religiösen Riten. Wer schon immer wissen wollte, welche pharmaziehistorische Bedeutung Meerträubel und Keulenbärlapp besitzen, erfährt beim Besuch überaus Wissenswertes. Ephedrin gewann man ursprünglich aus Meerträubel, das Sporenpulver des Keulenbärlapps verwendete man als Trennmittel bei der Beschichtung klebriger Pillen.
Silberblattsalbei im Apothekergarten
Tasten und Riechen ist erwünscht
Beim weiteren Schlendern durch den Garten fällt unser Blick auf die rosa-violette Christrose, die gelbe „Federblüte“ des Alants, das zarte Lila des blühenden Lavendels, auf die Knollen des Knoblauchs, auf die lila Blüte der Wegwarte und die tiefgelben „Sternenblüten“ des Gefleckten Johanniskrauts.
Eine Reise durch die Erdgeschichte
Im Geologischen Garten, aufgebaut wie das Ziffernblatt einer Uhr, einer Erdzeituhr, gibt es einen Granitblock, Bänderschiefer und eine 300 Mio. Jahre alte Sandsteinplatte zu entdecken, die wie Säulenbasalt und Braunkohlesandstein oder Bändergneis Auskünfte über die Erdgeschichte geben. Zudem findet man auch durch Kalkauswaschungen inkrustierte Ginkgoblätter, deren Alter wohl 20000 Jahre betragen dürfte. An manchen Stellen hat sich der Geologische Garten in einen Steingarten verwandelt, in dem Dickblattgewächse gedeihen.
Basaltorgel im Geologischen Garten
Weitere Informationen
Garten Picker
www.garten-picker.de
Apotheker- und Geologischer Garten Borken-Weseke
www.weseker-heimatverein.de
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