Wein, Wald und Wandern

Der Panoramawanderweg "Liebliches Taubertal"

Text und Fotos: Dagmar Krappe

Der Panoramawanderweg „Liebliches Taubertal“ verläuft von Rothenburg ob der Tauber nach Wertheim und bietet neben Natur auch viel Kultur.

Rothenburg ob der Tauber Marktplatz

Marktplatz in Rothenburg ob der Tauber

Die Ewings aus Dallas kommen seltener. Auch die Tanakas aus Japan müssen sparen und kommen nicht mehr so oft. Herr Wang aus dem Reich der Mitte radelt lieber mit seinem neuen E-Bike durch Peking statt im ganzjährig verschneiten Weihnachtsdorf von Käthe Wohlfahrt in Rothenburg ob der Tauber ein paar Euro für Nussknacker oder Räuchermännchen in Lederhose zu investieren. Für ein Stück „Good old Germany“ aus Holz. Darum wirbt das mittelalterliche Städtchen wieder stärker um deutsche Touristen. Zwischen Patrizierhäusern, Wehrgängen, Türmen und Bastionen beginnt die mehrtägige Wanderung durchs „liebliche Taubertal“.

Die Tauber ist ein Nebenfluss des Mains. Dorthinein mündet sie, nachdem sie sich 130 Kilometer durch Bayern und Baden-Württemberg geschlängelt hat. Genauer gesagt – durch Tauberfranken. Deswegen wird der Wein, der an ihren Ufern wächst, auch in Bocksbeutelflaschen abgefüllt. Und da die grünen Hänge, dichten Wälder und üppigen Weinberge, die den Fluss einrahmen, nur maximal 400 Meter hoch sind, erhielt das Tal die Bezeichnung „lieblich“.

Auf Tilman Riemenschneiders Spuren

Creglingen

Blick auf Creglingen

Durchs Burgtor geht es steil bergab zur Tauber. Erste Sonnenstrahlen lassen ein paar Sterne auf dem Flüsschen tanzen. Vorbei an alten Wassermühlen und durch schattigen Wald führt die erste Route auf Tilman Riemenschneiders Spuren zunächst nach Detwang (1). Dort können Kunstinteressierte in der St. Peter und Paul Kirche einen seiner geschnitzten Altäre bestaunen. Später in der Herrgottskirche in Creglingen (2) einen weiteren, den Marienaltar. Der nur knapp 5.000 Einwohner zählende Ort beherbergt auch zwei ungewöhnliche Museen. Den Lindleinturm (er präsentiert das Leben der ehemaligen Bewohnerein Margarete Böttiger, die 60 Jahre lang ein karges Leben im Turm fristete) und das Fingerhutmuseum. „4.000 Fingerhüte und Nähutensilien aus allen Erdteilen vom Altertum bis zur Neuzeit gibt es in unserem Privatmuseum“, erzählt Isgard Greif während eines Rundgangs entlang der Schauvitrinen. „Schmuckfingerhüte verdanken ihre Entstehung den Damen des Adels, die gerne stickten, aber dies nicht mit einem Fingerhut wie ihn eine gewöhnliche Näherin benutzte, tun konnten“, weiß die Goldschmiedin, die die Schmuckfingerhutmachertradition aufrecht hält. Neben ausgefallenen Kolliers, Broschen, Armreifen und Ringen fertigt sie Silberfingerhüte für Sammler aus aller Welt.

Panoramawanderweg Wegweiser

Panoramaweg Taubertal Wegweiser

Ausgeschildert ist der Panoramawanderweg mit einem weißen Wanderschuh auf rotem Grund. Die Tagesetappen sind 15 bis 25 Kilometer lang, so dass die gesamte Strecke von Rothenburg bis Wertheim, wo die Tauber in den Main mündet, in sechs Tagen zu bewältigen ist. Die Tauber selbst bekommt der Wanderer eher selten zu sehen. Dazu müsste er sich aufs Fahrrad schwingen und den Tauberradweg befahren, der parallel zum Fluss verläuft. Der Wanderweg hingegen führt meist durch Wiesen, Felder, Weinberge und über bewaldete Höhenrücken mit weiten Ausblicken ins Tal. Jede Wanderung endet in einer Kleinstadt, so dass nach einigen Stunden Natur auch die Kultur nicht zu kurz kommt.

Brücke von Balthasar Neumann bei Tauberrettersheim

Brücke von Balthasar Neumann in Tauberrettersheim

Vögel zwitschern, frisch gemähtes Heu duftet. Ohne große Höhenunterschiede bewältigen zu müssen, erreicht man am nächsten Mittag Tauberrettersheim (3). Vom Rastplatz an der gemächlich plätschernden Tauber blickt man auf ein Kunstwerk Balthasar Neumanns, dem Baumeister der Würzburger Residenz. Er ersetzte 1733 die durch Hochwasser zerstörte Holz- durch eine massive Bogenbrücke. Der Wanderpfad führt weiter durch den Hochwildpark Karlsberg, in dem sich bei der Hitze aber kein einziges Wildschwein blicken lässt. Bald darauf geben die angrenzenden terrassierten Weinstöcke den Blick auf Weikersheim (4) und sein gleichnamiges Schloss frei. Mit einer unterhaltsamen Führung durch den Renaissance-Bau und den barocken Schlossgarten, der von 50 Figuren bewacht wird, klingt der Wandertag aus.

Schloss Weikersheim

Schloss Weikersheim

Entlang blühender Wiesen und Getreidefelder und immer wieder durch Schatten spendenden Mischwald gelangt man am dritten Tag zur Kurstadt Bad Mergentheim (5). Für den kulturinteressierten Wanderfreund ist nicht der Kurpark, sondern das Deutschordensmuseum der nächste Anlaufpunkt. „Zwischen 1525 und 1809 hatte der Deutsche Orden hier seinen Hauptsitz“, erklärt Gästeführerin Brigitte Wiesmann: „Dann beendete Napoleon die Existenz des Ordens in den Rheinbundstaaten. Erst nach dem zweiten Weltkrieg konnte der Orden nach Deutschland zurückkehren und existiert noch heute im sozialkarikativen Bereich - in der Behinderten-, Jugend-, Alten- und Suchthilfe.“

Gamburg

Die Gamburg

Weinreben und bewaldete Hügel bilden das Panorama der vorletzten Etappe, bevor die ersten Häuser Tauberbischofsheims (6), dem Olympiastützpunkt der Fechter, näherkommen. Von hier verläuft der Route zunächst steiler bergan und schließlich durch das Naturschutzgebiet Apfelberg. Am späten Nachmittag glänzt die trutzige Gamburg (7) im Sonnenlicht. Sie thront hoch oben über dem gleichnamigen Ort. Seit 30 Jahren ist sie im Besitz der Familie von Mallinckrodt. Wer durch das Tor zwischen den beiden wuchtigen Türmen die Anlage betritt, dem zeigt Baron Hans-Georg von Mallinckrodt gern, wie man als Privatperson auf einer Burg lebt und welche finanzielle und gesellschaftliche Verantwortung mit dem Gebäude und dem Barockgarten verbunden ist. Ein ganz besonderes Anliegen ist dem Hausherrn der romanische Palas, ein ehemaliger Festsaal. Bei seiner Renovierung kamen weltliche Wandmalereien aus dem 12. Jahrhundert zu Tage.

Kloster Bronnbach

Kloster Bronnbach

Kurz hinter der Dorfmitte trifft man die Tauber wieder. Mücken tanzen in der Abendsonne. Auf der anderen Seite des Flusses beginnt am nächsten Morgen der letzte Streckenabschnitt. Der Pfad geht direkt am Kloster Bronnbach (8), einer ehemaligen Zisterzienserabtei, vorbei.

Das Endziel schon fast vor Augen, lohnt in Reicholzheim (9) ein Abstecher zum Tauberfränkischen Bocksbeutelkeller. “Auf Muschelkalkböden werden im badischen Teil Frankens die klassischen Weißweinsorten Silvaner, Müller-Thurgau, Riesling, Bacchus, Kerner, Grau-, Weißburgunder und Scheurebe angebaut“, berichtet Kellermeister Joachim Krumrey während einer Weinprobe: „Auch der Rotwein hat in den letzten Jahren im Taubertal an Bedeutung gewonnen. Es wachsen vor allem Schwarzriesling, Blauer Spätburgunder, Dornfelder und die Lokalsorte Tauberschwarz.“ Alles zu probieren, könnte kritisch werden, wenn man noch am selben Tage Wertheim erreichen will.

Burg Wertheim

Burg Wertheim

Nach einer weiteren Stunde lugt die Ruine der Burg Wertheim (10) durch die Bäume hervor. Drei Amerikanerinnen in Flipflops kommt prustend entgegen. Sie wollen nicht wandern, nur auf die Burg. Einen Blick auf „Good old Germany“ von oben werfen. Und auf die Tauber, die tief unten ihr Tal verlässt und mit dem Main verschmilzt.

Blick von Burg Wertheim auf die Tauber

Blick von Burg Wertheim auf die Tauber

 

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