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Technische Sammlungen

Dresden - Technische Sammlungen
Geht es mit zwei Rolle doch vielleicht besser?

In einem Komplex der ehemaligen Ernemannwerke sind heute die Technischen Sammlungen der Stadt Dresden zuhause. Heinrich Ernemanns, dem der Erfolg der Kameraproduktion der Ernemannwerke zu verdanken ist, wird in einer monografischen Ausstellung im Erdgeschoss gedacht. „LichtBild & Dunkelkammer“ heißt das Thema in der ersten Etage, wo man sich auch mit der Geschichte des Trickfilms und des DEFA-Studios für Trickfilm beschäftigt. Speichertechnik und Musikkonserven sowie die Rechentechnik in der DDR ist gewiss nur etwas für Technikversessene, die in der zweiten Etage ihr eigenes Technikreich finden. „Erlebnisland Mathematik“ spricht Jung und Alt in gleicher Weise an und eröffnet einen neuen Zugang zur Mathematik jenseits von Wurzelziehen und binomischer Formel. Vor allem jüngere Besucher streben in die 4.Etage, wo sie Technik im „Experimentierfeld“ kennen lernen können. Für den kleinen Hunger und Durst begibt man sich ins Café in der 5.Etage. Noch höher hinauf geht es bei einer Turmbesteigung. Von oben hat man dann bei schönem Wetter einen guten Blick über die Stadt und den Stadtteil Striesen.

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Spieglein, Spieglein an der Wand ...

Alles Spiegel oder was?

Bei einem Besuch wird man es angesichts der Fülle der Exponate und Themen nicht belassen können, wenn doch, sollte man sich auf einzelne thematische Ausstellungssegmente beschränken. Auf keinen Fall darf man auf das Experimentierfeld verzichten, und das nicht nur, weil man dank einiger Zerrspiegel auf ganz wundersame Weise Gewicht verlieren kann. Ausprobieren kann man dank eines gekonnten Aufbaus das Experiment des schwebenden Menschen. Diese „Schwerelosigkeit“ gelingt u.a. aufgrund einer Spiegelung einer Köperhälfte, während die andere hinter einer Wand verborgen bleibt.

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Endlose Spiegelung oder Sinnestäuschung?

Wie eine nahezu endlose Spiegelung funktioniert, kann man dank zweier gegenüber gehängter Spiegel in Erfahrung bringen. Was es mit einem Streifenspiegel auf sich hat und wie man mit ihm aus zwei Gesichtern eines machen kann, erlernen die Besucher beim Rundgang ebenso wie die Funktionsweise der Stroboskopgitarre. Flüsterrohr und Flüsterparabolspiegel stehen für leise Gespräche auf weite Entfernungen zur Verfügung. Zu flüstern fällt den jüngeren Besuchern sichtlich schwer, sind sie doch angesichts der Vielzahl der Experimente, die sie testen können, überschwänglich begeistert. Zeit zum Nachdenken braucht man, um den "Turm von Hanoi" zu bauen. 64 unterschiedlich große Scheiben sind auf einem von drei Stiften so zu platzieren, dass eine Kegelform entsteht. Dabei darf nie eine große auf eine kleineren Scheibe liegen. Zu lösen ist zudem die Frage, wie viele Züge man bei fünf Scheiben braucht. 18 Züge oder mehr – oder gar weniger?

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Bunte Schatten im Experimentierfeld der Technischen Sammlungen

Mit dem aerodynamischen Paradox kann man sich im Experimentierfeld ebenso beschäftigen wie in einer „Dunkelkammer“ farbige Schatten erzeugen. Dass man mithilfe eines Fasses, das mit einem Fell bespannt ist, einen „Vorhang“ bewegen kann, probieren einige Besucher aus, andere versuchen, 25-Kilo-Säcke emporzuheben. Geht es leichter mit einem Seil und einer Rolle oder mit zwei Rollen? Die Beantwortung der Frage gelingt schlicht durchs Ausprobieren. Das Gesetz „Arbeit ist Kraft mal Weg“ muss man also nicht unbedingt kennen. Was passiert mit Kugeln, die alle gleichzeitig auf drei unterschiedlichen Schienen ins Tal rollen? Das wollen wir wissen und widmen uns daher diesem Experiment. Was passiert mit dem Vollzylinder im Gegensatz zum Hohlzylinder, wenn sie eine schiefe Ebene hinabrollen? Auch dazu findet sich im Experimentierfeld eine Antwort. Dass in einem Raum zwei verschiebbare Figuren augenscheinlich unterschiedlich groß werden, ist eine optische Täuschung. Warum das so ist, kann man beim Besuch spielerisch herausfinden.

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Mit dem Schlag auf die „Trommel“ kommen
die Bänder in Bewegung

Mathematik mal ohne Formeln

Im „Erlebnisland Mathematik“ setzt sich weitgehend fort, was im Experimentierfeld begonnen wurde. Diesmal sind es nicht rein physikalische Phänomene, die es zu begreifen gilt, sondern auch mathematische. Das Geheimnis eines Kaleidoskops wird ebenso verständlich wie Eulers Linie. Was es mit dem Wackelstein für eine Bewandtnis hat und warum auf der Oberfläche eines mit blauer Flüssigkeit gefüllten beweglichen Kegels eine Parabel wie auch eine Ellipse entstehen können, kann man durch Handanlegen herausfinden.

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Passt es oder passt es nicht?

Am Dreiklangpolyeder kann man eigenständige Musik komponieren. Allerdings ist wie auch bei den anderen Experimenten in diesem Bereich des Hauses nicht deutlich, was das alles eigentlich mit Mathematik zu tun hat. Zum Thema Parkettierung steht unter anderem ein Puzzle mit Kängurus zur Verfügung. Mittels von drei unterschiedlichen Rahmen – Kreis, Dreieck und Quadrat - lässt sich die Zahl der auf einem Poster abgebildeten Smarties abschätzen und auf einer Musterwand die einzige Stelle ermitteln, auf die eine vorgefertigte Fischfigur passt.

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Mal sehen, ob Eulers Linie gelingt

„Die fliegende Windmühle“ und andere Trickfilme

Für einen 15-Minuten-Trickfilm, so lesen die Ausstellungsbesucher, benötigt man sage und schreibe 21600 Zeichnungen. Doch nicht allein gezeichnete Figuren machen den Trickfilm aus, sondern auch Sets mit Puppen wie für „Die seltsame Historia von den Schiltbürgern“ und „Dornröschen“. Neben den ausgestellten Sets kann man aus Saaltexten Wissenswertes aus der Trickfilmwelt erfahren, so auch darüber, welche Bedeutung das Szenarium hat, an dem Autor, Regisseur und Gestalter gemeinsam arbeiten.

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Trickfilmset mit Puppen

Sie müssen die Charaktere und deren Kleidung festlegen, aber auch die geeignete Umwelt für die Figuren schaffen. Was der Unterschied zwischen Flach- und Zeichentrick ist, wird obendrein in Text und Bild erläutert. Flachtrick ist die kostengünstige Variante des Trickfilms, bei dem jede Figur und jede Bewegungsphase neu gezeichnet werden muss. Beim Flachtrick greift man auf ausgeschnittene Figuren mit lockeren Gliedmaßen zurück. Die wohl einfachste Form des Trickfilms ist der Silhouettentrick, bei dem die Dreidimensionalität der Puppen und die Beweglichkeit der gezeichneten Figuren fehlt. Schwarzer Karton und Ösen, mit denen die Körperglieder befestigt werden, sind die Werkstoffe, die man für eine derartige Trickproduktion braucht. Nachdem wir uns auf dieses Stück DDR-Filmgeschichte eingelassen haben, locken noch weitere Bereiche des Museums, so auch die Geschichte der Fotografie. Hier dreht sich alles um Licht, um Farben und natürlich um Kameras.

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„Schattenspiele“ im Trickfilm

Nicht nur starre Bilder

Die Funktionsweise des Auges, die Beziehung von Sehen und Wahrnehmen sowie von Licht und Farbe werden dem Besucher anschaulich vermittelt. Dabei wird auch darauf eingegangen, was eigentlich Licht ist: Strahl, Welle, Teilchen oder was? Sehen und Nicht-Sehen wird in diesem Teil des Museums des Weiteren thematisiert und dabei auch in die Sechs-Punkt-Blindenschrift eingeführt. Wie Licht gebrochen wird, wird mittels Wasserbecken und eingetauchtem Stab visualisiert. Neben diesen physikalischen Grundlagen des Sehens, die auch für die Kameratechnik wesentlich sind, bekommt man als Exponate auch historische Kameras zu sehen, so eine 1903 in den Ernemannwerken produzierte Aufnahmekamera und die 1917 für 35-mm-Filme geschaffene Kamera. Laterna Magica und Wundertrommeln für bewegte Bilder sowie Daumenkinos vervollständigen als Exponate diesen Teil der Dauerpräsentation, der sich mit LichtBild und Dunkelkammer befasst.

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Bewegte Bilder in der Wundertrommel

600 Aufnahmen statt 600 Schuss in der Minute

Oskar Messler ist es 1916 gelungen eine sogenannte Maschinengewehrkamera zu konzipieren, die keine Munition verbrauchte, sondern stattdessen Filmaufnahmen machte. Eingesetzt wurde diese Kamera beim Training für Bordschützen in Kampfflugzeugen. Ein begleitender Film zeigt sehr anschaulich die Bedeutung dieser Kamera im Kontext der Luftkämpfe am europäischen Himmel. Im Werk von Heinrich Ernemann, in dem wir beim Museumsbesuch zu Gast sind, wurden weitere Spezialkameras gefertigt, so die Klappkamera Lilliput. Zu sehen sind aber auch die Boxkamera Erni und die Spreizenkamera Bobette I. Dies war die erste Kamera für Kleinbildfotografie auf Kinofilm. Neben den ausgestellten Kameras, für die sich Technikfreaks sicherlich besonders begeistern können, erfährt man anhand von Text- und Bilddokumenten Details über die Firmengeschichte des Hauses Ernemann. Nebenbei wird dabei erwähnt, dass es sich bei dem Fabrikturm der Ernemannwerke um wohl den ersten baureifen Hochhausentwurf auf deutschem Boden handelt. Dass Ernemann zunächst an anderen Orten der Stadt, so in der Pirnaischen Straße 16 Kameras herstellte, ehe er in Striesen seinen Firmensitz begründet, ist Teil der Firmengeschichte, die im Museum lebendig wird.

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Werbung in Sachen Heinrich Ernemann

Weitere Informationen

Technische Sammlungen der Stadt Dresden
Junghansstr. 1-3
01277 Dresden
Tel. 0351.48 87 201
Öffnungszeiten Di-Fr 9-17 Uhr, Sa/So 10-18 Uhr
service@tsd.de
www.tsd.de

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