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Reiseführer Celle

Otto Haesler Museum Celle

 

In der Küche einer Arbeiterkleinstwohnung

In der Küche einer Arbeiterkleinstwohnung

Man muss sich an den Rand der Celler Innenstadt begeben, will man in die Zeit der 1930er Jahre eintauchen. Hier befindet sich die Siedlung Blumläger Feld, deren heutiges Erscheinungsbild durch umgreifende Sanierungsmaßnahmen der vergangenen Jahre verändert wurde. Doch geblieben sind das Wasch- und Badehaus und ein Wohnhaus mit eingerichteten „Musterwohnungen“. Weiß ist der Putz des Riegels, in dem sich die „Musterwohnungen“ befinden, die Teil des Otto Haesler Museums sind. Feuerrot sind die Tür- und Fensterrahmen mit ihren kleinschaligen Dachungen. Das die Stufen im Treppenhaus sind schwarz und rot gestrichen, die Wände in Blau und Hellorange getaucht. Betreten wir die 1930erJahre- Wohnung, so stehen wir in einem sehr kleinen Flur.

Auch die Toilette ist winzig. Klopapier gibt es keines, sondern Zeitungspapier wurde statt Klopapier benutzt. In einem kleinen weißen Spiegelschränkchen waren die wenigen Hygieneartikel untergebracht. Wie die gesamte Wohnung, so war auch die Küche mit Einbaumobiliar ausgestattet. Ein offenes Regal nahm das wenige Geschirr auf. Emaille-Schubfächer dienten dazu, Reis, Kartoffelmehl, Erbsen, Gries und Zucker griffbereit unterzubringen. Ein wenig Luxus bedeutete der Gasherd, auf dem gekocht wurde, allerdings nur, wenn sich genügend Geld in der Haushaltskasse befand, um den Münzautomaten zu füttern. Wenn nicht, gab es kein warmes Essen – und das war keine Seltenheit. Stöbern wir ein wenig in der Küche herum, entdecken wir Tütchen mit Abteisalbei und Blutreinigungstee. Spartanisch mutet heute die übrige Einrichtung der Wohnung ein, die Einbaumöbel wie die sogenannten Haesler-Betten enthielt. Im Kinderzimmer standen links und rechts an der Wand je ein Bett, dazwischen noch ein Kleiderschrank und auf einem Brett die wenigen Spielsachen aus Holz. Im heute inszenierten Wohnzimmer steht ein Sofa, das nachts als Bett diente. Darüber hängen Kopien von Ölgemalden; Haesler Stahlrohrstühle stehen rund um den Tisch. Dazu gesellen sich noch zwei Korbarmstühle.

Nierentisch-Wohnambiente der 1950er Jahre im Otto Haesler Museum in Celle

Nierentisch-Wohnambiente der 1950er Jahre

Neben der Arbeiterwohnung aus den 1930er Jahren kann man auch eine Wohnung aus den 1950er Jahren besuchen. Hier trifft man auf die typische „Nierentisch-Wohnkultur“. In der Küche stehen im Bord ATA, IMI und Persil, hängt die weiß gepunktete rote Küchenschürze am Haken, ebenso die Frühstücksbrettchen mit Blumendekors. Schließlich gelangt der Besucher in den Keller. Dort ist die Notwohnung eines Kriegsheimkehrers aus dem Jahr 1945 besichtigen. Es ist nicht mehr als ein Holzverschlag mit einem Kanonenofen zum Heizen.

Im langgestreckten Wasch- und Badehaus mit dem charakteristischen schmalen Fensterband – es wurde 1931 erbaut – bekommt der Besucher einen Eindruck davon, dass sich an Wasch- und Badetage dieses Haus zu einem Nachbarschaftstreff der Siedlung Blumläger Feld verwandelte. An einer der gekachelten Duschkabinen hängt ein blauer Bademantel, doch niemand duscht heute mehr an diesem Ort. Geduscht werden durfte nicht nach Herzenslust, sondern nach „Stechuhr“. Über die Bade- und Waschzeiten wachte der Hausmeister in seinem Büro. An ihm kam keiner vorbei. An den Hausmeister war auch die wöchentliche Miete zu bezahlen, die 1931 für eine 46 qm große Kleinstwohnung sechs Reichsmark betrug. Das war die Hälfte dessen, was ein Arbeitsloser in der Woche an Unterstützung erhielt. Und Arbeitslose gab es in der Siedlung viele. Wer Seife zum Waschen brauchte, der konnte sich vertrauensvoll an den Hausmeister wenden, vertrieb dieser doch nebenbei auch Seife, um seinen Hausmeisterlohn aufzubessern.

Die Waschküche mit ihren „Waschtrögen“ dient als Depot für allerlei Fundstücke, ob nun Stühle oder Kleidung aus den 1920er bis 1950er Jahren oder eine alte Miele-Waschmaschine und ausgediente Waschbretter. Auch Fotografien zum Bewohnerleben in der Siedlung werden im Waschhaus gezeigt – und jedes erzählt eine andere Geschichte.

Otto Haesler Museum
Rauterbergweg 1
29221 Celle
Telefon: 05141 217487
Mobil: 05141 881274
info@haeslerstiftung.de
www.haeslerstiftung.de
Öffnungszeiten: 1. So. im Monat !


otto haesler stiftung
Magnusstr. 5
29221 Celle
Tel.:(0) 51 41 12 135

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