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Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts

Wie bereits der Titel andeutet, ist es Osterhammels Anliegen, die Veränderungen, denen die Welt im 19. Jahrhundert unterworfen war, nach Parallelen und Gegensätzen zu durchforsten. Mit geradezu enzyklopädischem Ansatz verfolgt Osterhammel sein Projekt, steckt erst auf rund 160 Seiten „Annäherungen“ ab, bevor er im Hauptteil acht große „Panoramen“ entwirft, die fast alle Themen abdecken, mit denen sich die Geschichtsschreibung heutzutage beschäftigt.

Jürgen Osterhammel: ie Verwandlung der Welt: Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts

Osterhammel schüttet sein Füllhorn aus und weitet, wo nötig, seinen Zeitkorridor bis ins Mittelalter aus; sein langes 19. Jahrhundert schließt die Entwicklungen der Industrialisierung mit ein und endet mit dem sich ankündigenden Ersten Weltkrieg. Es geht ihm dabei um geographische Raumordnungen und demographische Entwicklungen wie um imperiale Strukturen und revolutionäre Bewegungen, sei es in Nanjing oder St. Petersburg.

Egal, ob er die Ströme der Arbeitsemigration oder die Dimension ethnischer Säuberungen skizziert, ob er Zäsuren und Kontinuitäten markiert, Osterhammel hat die globalen Verflechtungen fest im Blick; er richtet sein Interesse genauso auf Kolonialkriege wie auf religiöse Erneuerungsbestrebungen, er widmet sich den Mormonen in Utah mit der gleichen Leidenschaft wie dem Aufblühen des arabischen Wahhabismus und des japanischen Staats-Shintoismus; selbst die Hintergründe der nordamerikanischen Indianerkriege sind ihm ein eigenes Kapitel wert.

Osterhammel konzentriert sich nicht nur auf Europa und Amerika, sondern bleibt seinem Universalansatz treu und verfolgt stets auch die Entwicklung im arabischen und asiatischen Raum; er konstatiert eine zunehmende Mobilität und eine weltweite Zunahme von sozialen und emanzipatorischen Bewegungen. So weist Osterhammel darauf hin, dass die Abschaffung der Sklaverei in Nordamerika und das Ende der russischen Leibeigenschaft in den gleichen Zeitraum fielen, letztlich aber in eine Intensivierung des Sklavenhandels nach Südamerika mündeten.

Immer wieder gelingt es ihm, den Leser in seinen Bann zu ziehen, so dass dieser ihm auf seinen weit verästelten Gedankenpfaden folgt. Dabei verzichtet er auf eine chronologische Rekonstruktion, stattdessen setzt er die Veränderungen, die in eine wirtschaftliche und kommunikative Globalisierung mündeten, mosaikartig zusammen. Das 19. Jahrhundert hat zahllose Reformen, Wandlungen und Perspektivenwechsel hervorgebracht, die unsere Welt bis heute in Atem halten.

Das exzellent geschriebene Buch ist eine wahre Schatzkiste, wobei – dieser Einwurf sei erlaubt – Osterhammels Geschichtspanorama ohne einschlägige historiografische Kenntnisse weder in seiner ganzen Breite erfasst noch in seiner Bedeutung gewürdigt werden kann. Es besteht kein Zweifel: Die „Verwandlung der Welt“ ist ein Meisterwerk der Geschichtswissenschaft.

ran@saw

Jürgen Osterhammel: Die Verwandlung der Welt. Eine Geschichte des 19. Jahrhunderts. C.H. Beck Verlag. ISBN: 3406582834. 49,90 Euro.



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