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Schönheit und Schrecken. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs

In der medialen Präsenz steht der Erste Weltkrieg schon lange im Schatten des Zweiten Weltkriegs, der mit seinen Themenkomplexen Holocaust, Untergang und Vertreibung nicht nur den Buchmarkt dominiert.

Jetzt hat der schwedische Historiker Peter Englund, der auch als Vorsitzender der Literaturnobelpreisjury fungiert, mit „Schönheit und Schrecken“ ein interessantes Sachbuch über die Urkatastrophe des zwanzigsten Jahrhunderts geschrieben.

Peter Englund: Schönheit und Schrecken. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs

In seinem 700-Seiten-Geschichtsepos geht es Englund nicht um eine Neuinterpretation des Ersten Weltkriegs, vielmehr verfolgt er einen mentalitätsgeschichtlichen Ansatz, wie sich schon im Untertitel erschließt: „Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs erzählt in neunzehn Schicksalen.“

Anhand von authentischen Einzelschicksalen schildert Englund, wie die Schrecken des Ersten Weltkriegs immer tiefer in das Leben und den Alltag der Bevölkerung eindringen. In insgesamt 221 collagenhaft ineinander verzahnten Kapiteln, die dem chronologischen Ablauf des Krieges folgend jeweils einer Person gewidmet sind, erzählt er, wie seine Protagonisten den Krieg erleben, manchmal ergänzt durch Tagebucheinträge und Briefe der Betreffenden. „Krieg ist schön, in den Augen von Generälen, Journalisten und Gelehrten“, bilanziert ein ernüchterter französischer Infanterist in Verdun.

Von der euphorischen Kriegsbegeisterung der Anfangsjahre und der "wilden Heiterkeit" auf dem Weg an die Front bis hin zur Desillusionierung der letzten Kriegstage begleitet Englund seine Protagonisten. Das deutsche Schulmädchen kommt genauso zu Wort wie der belgische Kampflieger und die englische Krankenschwester. Schlachtfelder mit Verwesungsgestank, trostlose Lazarette, aber auch noble Pariser Restaurants sind die Schauplätze.

Englund, der selbst jahrelang als Kriegsreporter gearbeitet hat, richtet seinen Fokus nicht nur auf die bekannten Kriegsschauplätze an der Westfront, sondern blickt bis in die Karpaten und Ostafrika. Der Irrsinn des Krieges kennt keine Grenzen.

Nach mehr als vier Jahren Krieg sind zwei der Protagonisten tot, zwei andere in Kriegsgefangenschaft und zwei weitere schwer traumatisiert. Die anderen sind beraubt um ihre Jugend, um ihre Hoffnungen und Illusionen. Was bleibt, ist ein kollektives Desaster.

Ralf Nestmeyer

Peter Englund: Schönheit und Schrecken. Eine Geschichte des Ersten Weltkriegs, erzählt in neunzehn Schicksalen. rororo 2013, 704 S., 14,99 Euro



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