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Die französische Kunst des Krieges

Alexis Jennis Debütroman „Die französische Kunst des Krieges“, der 2011 mit dem renommierten Prix Goncourt ausgezeichnet wurde, ist keine leichte Abendlektüre, sondern vielmehr ein monumentaler Epos über Tragik und Bandbreite des modernen Krieges.

Am Anfang steht ein fiktiver Ich-Erzähler, der als Folge des „sozialen Krieges“ Arbeit, Frau und Wohnung verloren hat und seine Tage in einem Bistro verbringt. Dort beobachtet er Victorien Salagnon, der sich als ein vom Leben gezeichneter Veteran herausstellt, der im Zweiten Weltkrieg in der Résistance gegen die Deutschen gekämpft und danach als Legionär in Indochina und Algerien schmutzige Kolonialkriege geführt hat. Die beiden freunden sich an, verbringen viel Zeit miteinander und Salagnon unterrichtet den namenlosen Erzähler im Zeichnen. Im Gegenzug vertraut er ihm seine Memoiren an, die er in ein paar karierte Schulhefte notiert hat und bittet ihn, sein Leben aufzuschreiben.

Alexis Jenni: Die französische Kunst des Krieges

Aus diesem Grund ist „Die französische Kunst des Krieges“ in zwei parallele Handlungsstränge gegliedert; zwischen die sieben nachdenklichen „Kommentare“ des Erzählers sind die sechs „Romane“ geschoben, in denen Salagnons ereignisreiches Leben ausgebreitet wird. Eindringlich werden dem Leser die Grausamkeiten der letzten französischen Kriege vor Augen geführt, wobei man sich man sich im Dschungel Indochinas auch gerne den von der nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie erprobten Techniken bediente.

Auf über 750 Seiten entwickelt Jenni ein faszinierendes Gesellschaftspanorama über die modernen Ursachen der Gewalt, so dass einige Längen nicht ausbleiben. Die zum Schlachtfeld degradierten Kolonien setzt Jenni dabei in Beziehung zu den gewalttätigen Auseinandersetzungen in den französischen Vorstädten. Unverhohlen stellt er dabei die Frage, ob nicht der Krieg, den Frankreich in seine Kolonien getragen hat, durch die Hintertür der Banlieues zurückgekehrt ist?

Ralf Nestmeyer

Alexis Jenni: Die französische Kunst des Krieges. Luchterhand Verlag, München 2012, 766 S., 24,99 Euro



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