Der Schatten der IdeenHinter dem etwas sperrigem Titel „Der Schatten der Ideen“ verbirgt die Geschichte eines fiktiven deutschen Exilanten, der in den Nachkriegsjahren „unamerikanischer Umtriebe“ verdächtigt wird und ins Visier des Geheimdienstes gerät. Modick erzählt kenntnisreich von den Schwierigkeiten bei literarischen Übersetzungen und berichtet über die Fallstricke kreativer Schreibkurse. Keine Frage: Er bewegt sich auf ihm vertrauten Terrain. Als Übersetzer – unter anderem von Charles Simmons und John O’Hara – sowie als Autor hat er schon mehrfach in Amerika gelehrt, so vor wenigen Jahren als Gastprofessor am Middlebury College in Vermont. In dieser Zeit beschäftigte sich Modick auch intensiv mit Carl Zuckmayer, der auf einer Farm in den Bergen Vermonts im Exil gelebt hatte und der in „Der Schatten der Ideen“ gewissermaßen in einer Nebenrolle auftritt. Moritz Carlsen ist in einem Gästehaus des College untergebracht, wo er durch Zufall im Keller alte Aufzeichnungen eines deutsch-jüdischen Emigranten findet. Nach dem bewährten Muster von miteinander verzahnten Briefen und Tagebuchaufzeichnungen rekonstruiert Modick ein Exilantenschicksal und erzählt von Julius Steinberg, einem jungen Historiker, der sich anfangs als Taxifahrer, Barkeeper und Holzfäller durchschlagen musste, bevor er durch die glückliche Fügung einiger Umstände die Frau fürs Leben fand und eine Professur an einem College in Vermont erhielt. Durch seine Neugier macht sich Carlsen selbst verdächtigt und wird observiert. Geschickt versteht es Klaus Modick die Spannungskurve hoch zu halten; er spielt mit Thrillermomenten, wobei sich gegen Ende noch eine Erwartungshaltung beim Leser aufbaut, die er nicht einhält und darum vielleicht gar nicht erst hätte wecken sollen. ran@saw Klaus Modick: Die Schatten der Ideen. Eichborn Berlin 2008. ISBN-10: 3821858273. |