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Der Schatten der Ideen

Hinter dem etwas sperrigem Titel „Der Schatten der Ideen“ verbirgt die Geschichte eines fiktiven deutschen Exilanten, der in den Nachkriegsjahren „unamerikanischer Umtriebe“ verdächtigt wird und ins Visier des Geheimdienstes gerät.
Schreibblockaden scheint Modick nicht zu kennen, ganz anders ergeht es da, einem Berliner Schriftsteller, der das Angebot als „Writer in Residence“ in einem College in Neuengland zu unterrichten, mit Begeisterung annimmt, da es ihn von allerhand Sorgen und Nöten befreit. Nachdem er ein paar Schikanen und Hürden bei der Einreise überstanden hat, widmet sich Moritz Carlsen mit Eifer seiner neuen Aufgabe.

Der Schatten der Ideen

Modick erzählt kenntnisreich von den Schwierigkeiten bei literarischen Übersetzungen und berichtet über die Fallstricke kreativer Schreibkurse. Keine Frage: Er bewegt sich auf ihm vertrauten Terrain. Als Übersetzer – unter anderem von Charles Simmons und John O’Hara – sowie als Autor hat er schon mehrfach in Amerika gelehrt, so vor wenigen Jahren als Gastprofessor am Middlebury College in Vermont. In dieser Zeit beschäftigte sich Modick auch intensiv mit Carl Zuckmayer, der auf einer Farm in den Bergen Vermonts im Exil gelebt hatte und der in „Der Schatten der Ideen“ gewissermaßen in einer Nebenrolle auftritt.

Moritz Carlsen ist in einem Gästehaus des College untergebracht, wo er durch Zufall im Keller alte Aufzeichnungen eines deutsch-jüdischen Emigranten findet. Nach dem bewährten Muster von miteinander verzahnten Briefen und Tagebuchaufzeichnungen rekonstruiert Modick ein Exilantenschicksal und erzählt von Julius Steinberg, einem jungen Historiker, der sich anfangs als Taxifahrer, Barkeeper und Holzfäller durchschlagen musste, bevor er durch die glückliche Fügung einiger Umstände die Frau fürs Leben fand und eine Professur an einem College in Vermont erhielt.
Carlsen wittert hinter Steinbergs Geschichte Material für einen Roman und begibt sich auf Spurensuche. Doch wird er bei seinen Recherchen immer tiefer in den Fall hineingezogen, der zunehmend mysteriöser wird. Modick geizt nicht mit Amerikakritik, indem er interessante Bezüge zwischen der McCarthy-Ära und der 9-11-Hysterie herstellt. Warum sind Steinbergs Publikationen aus der Universitätsbibliothek verschwunden? Warum landete Steinberg im Vermonter Staatsgefängnis?

Durch seine Neugier macht sich Carlsen selbst verdächtigt und wird observiert. Geschickt versteht es Klaus Modick die Spannungskurve hoch zu halten; er spielt mit Thrillermomenten, wobei sich gegen Ende noch eine Erwartungshaltung beim Leser aufbaut, die er nicht einhält und darum vielleicht gar nicht erst hätte wecken sollen.

ran@saw

Klaus Modick: Die Schatten der Ideen. Eichborn Berlin 2008. ISBN-10: 3821858273.
19,95 Euro.

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