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Was ich liebte

Leo Hertzberg, ein New Yorker Kunsthistoriker, kauft 1975 in einer Galerie in SoHo ein Gemälde von Bill Wechsler. Doch bleibt der junge Maler nicht anonym, denn angetan von der Intensität des Bildes, das einen Frauenakt darstellt, jedoch den Titel „Selbstportrait“ trägt, macht sich Hertzberg auf die Suche nach dem Künstler und trifft Wechsler: hochbegabter Künstler, Philosoph, Bohemien, sensibler Liebender, ein Feinsinn in der Maske eines verlotterten Selbstdarstellers.
Angetan voneinander ziehen die Männer wenig später mit ihren Frauen und neu geborenen Söhnen in zwei übereinander liegende Wohnungen und in diesem wohnlichen, aber mehr noch Sinne-beherrschenden Umfeld wächst eine Freundschaft heran, die sich im ehrlichsten Begriff des Wortes manifestiert.
Man ist sich geistig, aber auch sexuell zugetan, und in diesem Klima des fruchtbaren Miteinander-Seins lebt es sich verständnisvoll, großzügig, weltoffen und unkompliziert. Was jedoch aus ureigenen Zeitläuften, aus unausweichlichen Schicksalen erwächst, darauf konnte selbst die Freundschaft der Hertzbergs und Wechslers nicht vorbereiten. Ein Unglücksfall, das Abwenden des einen Sohnes in die Transvestitenszene und hin zu einer Drogenkarriere, ein Mord, ein anderer, scheinbar natürlicher Tod, plötzliches Unverständnis, vermeintliche Illoyalitäten, tiefste Traumata ... die Welt der Protagonisten zerbricht unaufhaltsam.
Zerbricht umso lauter und nachdrücklicher, als dass die Sprache der Autorin Siri Hustvedt auf alle Wendungen der bar liegenden Lebensläufe eingeht, sie mit zieht und durch ihre Einfühlsamkeit erklärt – bis hin zum bitteren Ende: Wo der schöne Traum einer ganzen Generation in Scherben liegt, wobei man doch aufgebrochen war, die Freiheit zu finden.

Siri Hustvedt

Siri Hustvedts Erzählung von dem was sie liebte, ein Sittengemälde zu nennen, wäre altvorder. Doch fehlt der moderne Begriff für etwas derartig Epochales, Zeit-bestimmendes, Zeit-erklärendes. Vielleicht sollte man es „typisch Hustvedt“ nennen, denn schließlich ist die Autorin schon mit den Romanen „ Die Verzauberung der Lily Dahl“ und „Die unsichtbare Frau“ als eine jener wenigen modernen Autorinnen in den Vordergrund getreten, denen es gelingt, Menschen auf gleichermaßen traumhaft-schöne, aber gleichzeitig auch verstörend unheimliche Art zu charakterisieren.

Ula@saw

Siri Hustvedt: Was ich liebte, Rowohlt Verlag, 480 Seiten, ISBN 3499233096, 9,95 Euro.

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