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Die Bestie von Florenz

Wenn ein bekannter Krimiautor auf einen neugierigen italienischen Polizeireporter trifft, dann fließen neben starkem toskanischen Espresso auch so manche ausgefeilten Ideen aus der Feder. Wenn das erste Gespräch aber die gesamte Planung und Gedankenwelt des Autors umwirft, wenn es ihn zu einem investigativen Begleiter macht, wenn die gemeinsame Spurensuche nach Jahren sogar zu eigener Verdächtigung und polizeilichem Gewahrsam führt, dann hat man den neuen Bestseller von Douglas Preston in der Hand.

Die Bestie von Florenz

Mit Mario Spezi, dem italienischen Journalisten, bereitet er das schlimmste Verbrechen auf, das Italien von den 60ern bis in die heutigen Tage begleitet, die erschütternde und oft auch absurde Suche nach der Bestie von Florenz. Sind schon die Morde an Pärchen in der scheinbaren Idylle toskanischer Hügel an sich eine grauenvolle Aneinanderreihung bizarrer psychologischer Abgründe, so fragt man sich im Laufe der Ermittlungsarbeiten auch, inwieweit Macht- und Gewinnsucht die ursprüngliche Fahndung nach der Wahrheit längst überlagert haben.

Neben erschütternden Schicksalen und sexuellen Ausschweifungen hangelt sich der Leser seinen Weg auch durch im Sande verlaufende Spuren, durch sardisches Clandenken und eine dem „Gesicht“ geschuldete Mentalitätsfrage, die eine italienische Mörderjagd offensichtlich gravierend von anderen Kulturkreisen unterscheidet.

Und plötzlich, scheinbar völlig aus der Luft gegriffen, werden Selbstmörder im See zu 17 Jahre verschollenen Mafiaopfern, Journalisten zu Mittätern und der amerikanische Krimiautor zu einer „persona non grata“ ohne Einreisegenehmigung. Oder war nicht doch alles die Tat eines umfassenden Satanskultes, der sich in Italien krakenartig ausbreitet?

Kaum zu glauben, dass es sich bei diesem Buch eben nicht um einen fiktionalen Krimi handelt, sondern um weitgehend klug und akribisch recherchierte Einzelheiten zu tatsächlich begangenen Verbrechen. Die Schlussfolgerungen, die Preston und Spezi ziehen, sind mehr als nachvollziehbar, aber ihre Lösungsansätze bleiben ungehört. Nein, ungehört eigentlich nicht – und das ist nahezu unerhört! Eine spannende Tour de Force, die man in atemberaubendem Entsetzen mitverfolgt.

hf@saw

Douglas Preston und Mario Spezi: Die Bestie von Florenz. Knaur Taschenbuch. ISBN 978-3-426-50436-9. 9,95 Euro.

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