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Entlang des Rotweinwanderweges

Außer einer Übersichtskarte bietet die vorliegende Veröffentlichung keine weiteren Kartenwerke, die für Wanderer doch ebenso unentbehrlich sind wie gegebenenfalls GPS-Daten – aber auch auf die hat der Autor verzichtet. Statt dessen muss der Wanderer auf die Wegkennzeichnung mit einer stilisierten roten Traube und auf die detaillierte Wegbeschreibung vertrauen – und die scheint keinen Baum und Strauch, keine Weggabelung und keine sonstige Landmarke auszulassen. Den Hinweis auf die Wanderung außerhalb der Saison – sprich außerhalb der Zeit der Lese – sollte man ebenso beherzigen wie die Vorschläge zu den Zu- und Abwegen zu Bahnstationen. Eingeteilt hat der Autor seine Wanderung auf dem Rotweinwanderweg – ein unbestrittener Star im Wanderparadies Ahrtal, so der Autor – in drei große Etappen, die alle nebst dem Besuch der Sehenswürdigkeiten, zum Beispiel die Villa Rustica und die Dokumentationsstätte Regierungsbunker in Ahrweiler, sehr gut in jeweiligen Tagestouren zu bewältigen sind. In einleitenden Abschnitten dieses sehr lesenswerten Wanderführers – die Tourenbeschreibungen sind in Zartgrau gesetzt, die Angaben zu den Sehenswürdigkeiten in Schwarz – stellt Lüttgen kenntnisreich neben der Geologie des Ahrtals auch die Geschichte des Weinbaus der Region vor – und die beginnt wohl mit den Römern! Über den Weinbau auf schwarz-gebröckeltem Schiefer werden, so Lüttgen, gerade mal 0,4 Prozent des in Deutschland jährlich erzielten Mostertrags gewonnen. Klein, aber fein ist das Anbaugebiet an der Ahr, das sich über 25 Kilometer erstreckt. Dass nur zwei Prozent der gekelterten Ahrweine in den Handel kommen, zeigt dem Kenner, dass er seinen guten Tropfen beim Winzer vor Ort erstehen muss. Klasse statt Masse ergibt sich aus den Steillagen, die nur per Handarbeit zu bearbeiten sind. Wer bisher nichts von Rebsorten wusste, weiß mehr nach dem Lesen des ansprechend bebilderten Wanderführers.

Christoph Lüttgen: Entlang des Rotweinwanderweges

Dank Lüttgen bleiben Weinsorten wie Blauer Spätburgunder, Domina, Dunkelfelder und Regent keine Fremdwörter mehr. Neben diesen roten Rebsorten werden auch die weißen, die im Ahrteil kaum eine Bedeutung haben, aufgeführt. 35 Kilometer Wegstrecken liegen vor dem Wanderer. Ob man dem Vorschlag Lüttgens folgt oder den Weg in zwei Etappen erwandert, muss jeder selbst wissen, der in Bad Bodendorf losgeht und in Altenahr seine Tour beendet. Da es unterwegs Vieles zu sehen gibt und auch die eine oder andere Rast eingeplant werden soll, sollte man seine Wanderung ruhig angehen lassen. Bereits beim Start in Bad Bodendorf lockt ein Gang ins Thermalbad. Also erst einmal baden und dann losgehen? Auch die Wasserburg im Ort sollte man besuchen und mit Kindern das Tiergehege Schwanenteich. Freizeitbotaniker dürften die Lohdorfer Wiesen schätzen, wo unter anderem Helmknabenkraut zu finden ist. Doch, wer sich zu Beginn verzettelt, dessen Tag wird länger und länger! Auf stößt man auch der ersten Etappe nach Heppingen stößt man auch auf die Landmarke der Landskrone, eines Basaltkegels von 270 Meter Höhe. Wer immer schon Lungenkraut, Schlehen und Felsenkirsche sehen wollte, erkundet das diesen Basaltkegel umschließende Naturschutzgebiet ein wenig näher, so wie es auch Lüttgen getan hat. Nicht verpassen sollte man einen Besuch im Weingut Burggarten in Heppingen, eine Gelegenheit preisgekrönte Rotweine zu verkosten. Doch man sollte dabei auch an den weiteren Weg denken, den man mit klarem Kopf bewältigen muss. Was es mit dem Schiefen Turm von Heimersheim auf sich hat, erfährt der Leser des Wanderführers ebenso wie Wissenswertes über das Burgunderfest in den Neuenahrer Weinbergen. Spätestens nun ist man richtig auf den Rotweinwanderweg eingestimmt. Doch halt, noch ist Ahrweiler mit seiner mittelalterlichen Stadtbefestigung nicht erreicht. Zudem liegen noch zwei weitere Etappen vor dem Wanderer – und die sind mit Sehenswerten ähnlich bespickt wie die erste Etappe. Ja, man bekommt beim Lesen Lust, die Wanderschuhe zu schnüren und gleich ins Ahrtal zu fahren, um zu wandern. Gibt es mehr Lob für einen Wanderführer?

© fdp

Christoph Lüttgen: Entlang des Rotweinwanderweges, Format: 20 x 12 cm, 176 S., broschiert, 135 Abbildungen, Köln 2012, ISBN 978-3-943123-02-9, Preis 12,80 Euro



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