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Der Mohr des Zaren

Das Buch ist ein Lieblingsbuch, nicht auf den ersten Blick, aber dann umso mehr. Gründe dafür gibt es zahlreiche, einer der hervorstechenden ist die Legende, die sich um das Leben des Abram Petrovich Gannibal ranken, jenes kleinen, schwarzen Jungen, der 1704, wahrscheinlich erst sieben Jahre als, als „Mohrenknabe“ dem russischen Zar Peter von einem Geschäftsfreund als Geschenk überreicht wurde.

Schwarze waren als „Negersklaven“ keine Seltenheit in den Häusern des „tout Russland,“ als Pagen, Diener, Maskottchen, Geliebte und Adoptivkinder. So auch der „Mohr des Zaren“, den man später nur noch „Afrikaner“ nennen wird und der dem obersten Herrscher des prächtigen Reiches im Osten sogleich durch seine überdurchschnittlich hohe Intelligenz, durch seine besondere Auffassungsgabe und sein technisches Geschick auffällt.

Hugh Barnes

Auch behauptet der Kleine, ein Prinz aus dem Königshaus der Abessinier (heute Äthiopien) zu sein und damit ein Blutsverwandter des legendären König David und das passt eigentlich nahtlos in die Biografie des geheimnisvollen „Othello von Russland.“ Eigentlich, denn in Wahrheit schickte sich bis zu dem Zeitpunkt, zu dem der englische Journalist Hugh Barnes zu seinen akribischen Recherchen ansetzte, wenig zusammen aus den Annalen des ersten schwarzhäutigen gelehrten Europas.

Fest aber steht, dass dem jungen Gannibal eine bessere Ausbildung zu Gute kam, als so manch anderem hoffnungsvollen Noblen der damaligen russischen, feinen Gesellschaft. „Weil,“ wie Zar Peter der Große vor seinen Gefolgsleute sagte, „dieser Knabe mehr intelligentes Potential besitzt, als wir alle.“ Konsequenterweise förderte der „Vater des modernen Russland“ seinen Schützling, er setzte ihn bei geheimen und allerschwierigsten militärischen und diplomatischen Missionen ein und beeindruckte damit nicht nur Diplomaten und Adlige aus aller Welt. Ohne ihre Gefühle zu verbergen, lagen ihm die Frauen nahezu aller europäischer Höfe zu Füßen, Montesquieu und Voltaire zählten zu seinen Freunden und nannte ihn den „dunklen Stern der russischen Aufklärung.“ Bald war Gannibal aus dem politisch-gesellschaftlichen Leben St. Petersburgs nicht mehr wegzudenken, mit seinem kritischen Verstand und seinem uneingeschränkten Einfluss innerhalb der intellektuellen Kaste des damaligen Russland, wurde er zum Symbol und zum Wegbereiter der Aufklärung, die Grundlage wurde, zur Schaffung des „neuen Russland.“

Der berühmteste Nachfahre Gannibals und auch der Erbe seiner Ideale war Alexander Puschkin, der ewige und unumstrittene Dichterfürst Russlands. Übrigens zählt auch die hochadlige englische Familie der Mountbattons zu seinen Erben – ach, welch eine Biografie!

usch@saw

Hugh Barnes: Der Mohr des Zaren. Knaus Verlag. ISBN: 3-8135-0206-0. 19,95 Euro.

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