Brasilien im Überblick

Ein Land wie ein Kontinent. Brasilien ist der Riese Lateinamerikas. Flächenmäßig 24mal größer als Deutschland und gut 94mal größer als Portugal, von dem aus er 1500 entdeckt und kolonisiert wurde. Die Nord-Süd-Ausdehnung entspricht etwa der Entfernung vom Nordkap bis zur libyschen Küste. Alle Klimazonen sind vertreten, vom tropischen Amazonien über die subtropischen Regionen im Mittelwesten und an der Küste bis hin zu den kühleren Zonen im Süden mit vier Jahreszeiten wie in Europa. Rund 7 000 Kilometer Küste versprechen endlose Strände.

Auch wenn sonst so manches in Brasilien nicht funktioniert: die Busgesellschaften haben das Netz der Überlandbusse und die Busbahnhöfe so perfekt organisiert, dass mancher Flughafen neidisch werden könnte. Die Überlandbusse sind modern, bequem, super-günstig und super-pünktlich. So lässt sich das Land gut kennen lernen.

Zuckerhut, Rio de Janeiro

Der Zuckerhut - für viele das Wahrzeichen Brasiliens schlechthin

Rio de Janeiro hat es sich zwischen den Gebirgszügen des Tijuca-Massivs gemütlich gemacht. Die "cidade maravilhosa", wie die Einheimischen ihre Stadt liebevoll nennen, räkelt sich elegant über Hügel, kuschelt mit Urwald, Buchten und Palmenstränden. Das macht sie trotz aller Widersprüche so charmant. Zwischen Luxus und hartem Existenzkampf lernt der Tourist schnell alle Bandbreiten des gesellschaftlichen Lebens kennen. Auch ihre Nischen. Denn trotz oft großer Armut lassen sich die Cariocas (Name der Rio-Einwohner) Lebensfreude, Körperkult und Gemeinsinn nicht nehmen. Der Zuckerhut ist zweifellos das bekannteste "Maskottchen" der tropischen Metropole, deren Wahrzeichen jedoch der Corcovado mit der 30 m hohen Christusstatue ist. Die Strände der Copacabana sind der Laufsteg erotisch-knapper Bademoden. Nur ganz ohne ist absolut verpönt.

In Sao Paulo lernt man die Basics for Business. Die Stadt ist Brasiliens Wirtschaftsmetropole und seit langem eine Boomtown. Superlative, wohin man blickt: Höchste Konzentration der Industrie, die meisten Firmensitze ausländischer Unternehmen, höchste Produktivität, höchste Verkehrsdichte im Land. Rund 10 Millionen Menschen wohnen in der Stadt, 20 Millionen im Großraum. Von Portugiesen über Japaner und Deutsche bis zu Italienern und Libanesen sind fast alle Nationalitäten vertreten.

Der Amazonas ist die grüne Lunge des Weltklimas. Dicht an dicht stehen die Tropenriesen im feuchtheißen Regenwald, wo Millionen von Pflanzen und Tiere leben. Ein einzigartiges Ökosystem, das durch Abholzung bedroht ist. Eine Schifffahrt auf dem Amazonas-Fluss führt in die Welt der Blätterdächer und Riesenwurzeln, zu farbenprächtigen Schmetterlingen, krächzenden Papageien und zur Victoria-Régia-Seerose, in die Heimat der gefürchteten Piranhas und der letzten Indianer. Die Kautschukmetropole Manaus erlebte um 1900 eine unvorstellbare Blüte. Mitten im Urwald leisteten sich die Gummi-Barone 1896 sogar eine Oper mit Lüstern aus Muranoglas und elsässischem Dachschiefer. Auch Caruso soll auf der Bühne gestanden haben. Im dortigen Museu do Índio erfährt man alles über verschwundene Indianerkulturen.

Ouro Preto

Blick auf Ouro Preto

Der Nordosten ist bekannt für seine langen Strände, barocke Perlen wie Salvador de Bahia, Olinda und Recife. Abseits der Küste verlieren sich Zuckerrohrfelder und Tabakplantagen bald im Landesinneren, dem Sertao. Völlig ausgedörrt, fühlen sich hier nur noch stachelige Kakteen und graue Wüstensträucher wohl. Der Boden gehört Großgrundbesitzern und ihren Rindern. Landlose Bauern kämpfen ums Überleben. Salvador de Bahia ist die wichtigste Stadt der Region und Epizentrum afrikanisch-brasilianischer Lebensart. In die "Stadt aller Heiligen", wie Entdecker Cabral die Bucht mit den vielen kleinen Inseln 1500 nannte, verschifften Sklavenhändler Millionen Sklaven aus Afrika zur Arbeit auf Plantagen und in Goldminen. Deshalb stehen im größten katholischen Land ganz friedlich schwarze Götter und christliche Heilige in den Betaltären, oft in einer Person. Zwischen den rund 76 Kirchen in Bahia trainieren Schwarze wie früher die Capoeira, den Tanz der Sklaven. Im restaurierten Altstadtviertel Pelourinho, wo einst die Vorfahren am Pranger standen, tummeln sich jetzt schwarze Bahianas in weißen Rüschenkleidern und mit gelben Turbanen. Vor der Kathedrale verkaufen sie acarajes, in Öl gebackene Kroketten aus Bohnenbrei, Muscheln für die Weissagungen des Candomblé-Kults und atabaques-Trommeln. Auch bei den Festen sind die Spuren afrikanischer Wurzeln zu spüren. Die caipirinha, die dann fröhlich fließt, ist allerdings eine brasilianische Erfindung. Wer sich an Bahia satt gesehen hat, dem stehen hunderte weiße Sandstrände zur Auswahl.

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Im Mittelwesten, wo einst nichts war außer Savanne, ließ Staatspräsident Kubitschek 1960 Brasiliens neue Hauptstadt Brasília bauen. Ein Symbol für Modernität, Fortschritt und Ordnung - wie es auf der Staatsflagge steht. Ein Werk von 1000 Tagen, in dem Baumeister wie Oscar Niemeyer und Lúcio Costa Ideen von Le Corbusier verwirklichten, mit dessen Schlüsselübergabe Rio de Janeiro seine Regalien abtreten mußte. Die aus dem Boden gestampfte Hauptstadt eroberte nie wirklich die Herzen der Brasilianer. Ökotouristen reisen von Brasília weiter in den Pantanal, ein an Flora und Fauna überreiches Sumpfgebiet mit zahlreichen bedrohten Arten.

Östlich von Rio de Janeiro erstrecken sich gewaltige Gebirgsketten, schroffe Gebirge, in denen man kaum Prachtstädte wie Ouro Preto oder Tiradentes vermutet. Gegen Ende des 17. Jahrhunderts entdeckten Abenteurer im unerschlossenen Bergland von Minas Gerais Gold und Edelsteine. Die Entdeckung entfesselte einen Goldrausch ohnegleichen. Wie keine andere Stadt erinnert Ouro Preto heute an diese bewegte Zeit, weshalb die Unesco sie 1980 unter Schutz stellte. Jeder Hügel wurde mit einer Bodenstation Gottes dekoriert, mindestens elf Barockkirchen sind erhalten, eine schöner als die andere. Auf der Straße des Barock lassen sich die anderen Schmuckstücke aus jener Zeit abfahren, z.B. Sao Joao del Rei, Congonhas do Campo, Tiradentes und Mariana.

Der Strand von Florianopolis

Der Strand von Florianópolis

Je südlicher, desto europäischer. Deutsche Einwanderer liessen sich in Blumenau nieder, weil ihnen das Klima mit wechselnden Jahreszeiten und manchmal sogar Schnee vertraut vorkam. Fachwerkhäuser, Schwarzwälder Kirschtorten und Oktoberfest sind hier bis heute völlig normal. Das Urdeutsche in den Tropen ist jedenfalls exotisch genug, um zahlreiche anzulocken. Nach Porto Alegre zog es vor allem italienische Immigranten, die Weinberge vorfanden und sofort Rebstöcke setzten. Außer im Süden findet man in ganz Brasilien keinen Wein. Das Weinfest wird Februar/März gefeiert. Die beste Wahl trafen die Portugiesen, die auf der Insel Santa Catarina Florianópolis gründeten. Die Stadt bietet ihren Bewohnern idyllische Strandbuchten, Dünen und weiße Strände. Kein Wunder, dass sie in Sachen Lebensqualität in Brasilien an erster Stelle steht. Als i-Tüpfelchen am Schluss stehen die Cataratas do Iguacu. Im 24.00ß Hektar großen Nationalpark spielt das Naturschauspiel der Wasserfälle die Hauptrolle. Mit mächtigem Getöse und Donner stürzt sich der Iguacu am Dreiländereck von Brasilien, Argentinien und Paraguay streckenweise über 275 Meter in die Tiefe.

Beate Schümann


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