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Remouchamps

Von den Tropfsteinhöhlen glaubten die Bewohner des Amblève-Tals, dass sie der Vorhof der Hölle seien, bewohnt von kleinen Kobolden und Teufelchen. Was sie aus dem Inneren der Höhle vernahmen, das Stöhnen und Schreien, schrieben sie Hexen zu, die sich in den Grotten versammelten. Sie konnten nicht ahnen, dass das fließende Wasser des Rubikons diese Sinnestäuschung verursachte.

1828 begann die schrittweise Erforschung der Höhlen, die ein Jahr später von ersten Besuchern besichtigt werden konnten. Während elektrisches Licht heute den Weg ausleuchtet, behalf man sich in der Anfangszeit mit Pechfackeln und Kerzenlicht. Schon zur Altsteinzeit hatten Menschen in den Grotten Zuflucht genommen, wie Ausgrabungen der Universität Lüttich belegen. Gefunden wurden u. a. Messer aus Tierknochen, aber auch Klingen, Schaber und Pfeilspitzen.

Wer den „Raum der Ruinen", den „Raum der heiligen Jungfrau" und die sogenannte „Kathedrale" besichtigen möchte, unternimmt zunächst einen 1200 Meter langen Fußweg. Stalagmiten „wachsen" hier und da empor. Kalksteinformationen falten sich wie Raffgardinen auf oder bilden Finger- und Zuckerhüte. Manche Formen erinnern an übergroße Bartenreihen von Walen. Schlanke Stalaktiten hängen von Gewölben herab. An ihrer Spitze fängt sich ein Wassertropfen. Kaum merklich perlen sie herab und formen so nach und nach das Innere der Höhle.

Über nasse Stufen muss man hinabsteigen, will man die Fahrt auf einer Barke über den Rubikon und damit die längste unterirdische Bootsfahrt in Europa unternehmen. Langsam gleitet der Kahn dahin. Der Bootsführer stößt sich mal rechts und mal links von den Wänden der Höhle ab. Geduckt sitzen die Besucher im Boot, um sich nur ja nicht an den niedrigen Gewölben zu stoßen. Eine „Palmensäule" aus Kalk ragt vor dem Boot auf und verschwindet im Dunkel. Nur für Sekunden erhascht man einen Blick auf den abgelagerten Kalkspat.

Jahrzehnte vergehen mit dem langsamen Wachstum der Kalkformationen. Millimeter um Millimeter entstehen aus kleinen Stümpfen große Säulen und durchscheinende Vorhänge. Pro Liter Wasser, das durch die Deckschichten in die Höhle dringt, werden bis zu 300 Milligramm Kalkstein im kohlensäurehaltigen Wasser gelöst. Unter Abgabe von Kohlensäure setzt sich Kalkspat an Decken und auf den Böden der Höhlen ab. An manchen Stellen haben sich beide Ablagerungsformen vereinigt. Säulen sind entstanden, die wie Tragpfeiler die „Last des Gewölbes“ aufnehmen.

In der Unterwelt ist es feucht und kühl. Die Temperatur liegt im Jahresmittel in der oberen Galerie bei 13 Grad Celsius, in der unteren bei 10 Grad Celsius. Der Rubikon, der durch seine Wasserkraft die Höhlen ausgewaschen hat, wird selten wärmer als 6 Grad Celsius – wahrlich keine angenehme Badetemperatur. Nur einige Froscharten bevorzugen einen solchen Lebensraum. Dort, wo künstliches Licht die glitschigen Pfade erleuchtet, wachsen Farne. Nicht zu Gesicht bekommen Besucher die Fledermäuse, die tagsüber in kleinen Felsspalten schlafen. Nur abends verlassen sie diese Schlafplätze, um Insekten zu jagen.

Der Rubikon, ein Nebenfluss der Amblève, fließt stetig im unteren Teil der Höhle, die zwei Stockwerke besitzt. Das obere Stockwerk ist das ältere und bereits eine Million Jahre alt. Es sind vor allem die Formen wie die Jungfrau Maria mit Kind im „Saal der der heiligen Jungfrau" oder die einer Kanzel und eines Taufbeckens im „Saal der Kathedrale", die uns als Besucher faszinieren und weniger die harten Fakten, die uns während einer Tour in die Unterwelt vermittelt werden.

Weitere Informationen

Grotten von Remouchamps
Rue de Louveigné 3
4920 Remouchamps
Tel. 04/360.90.70
info@mondesauvage.be
http://www.grottes.be

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