Kemzeke bei Sint Niklaas
Verbeke Foundation
Windspiele und andere Installatiionen
- eine außergewöhnliche Kunstsammlung
auf dem platte Land
Reinier Lagendijk: Kunst oder Gewächshaus oder was?
foto: fdp
Groß muss es schon sein
Nein, kleinschalige Kunstwerke sind nicht unbedingt nach dem Geschmack des Sammlerehepaars Geert und Carla Verbeke. Raumgreifend müssen die Objekte sein, die gezeigt werden. Platz genug gibt es, nicht nur in einer „Industriehalle“ mit angeschlossener riesiger Cafeteria und Terrasse, sondern auch in den Gewächshäusern, in denen Palmengewächse gezogen werden. Hühner gibt es auf dem weitläufigen Gelände – und nicht nur die aus dem „Kosmopolitischen Hühnerprojekt“ von Koen Vanmechelen, sondern auch solche die „Kunsteier“ legen, die in den Verkauf kommen. Kunst rund um den Weiher, aber auch entlang der Nationalstraße, die am Gelände vorbeiführt, sind die Hingucker für die, die in diesen Teil des Landes von Waas bei Sint Niklaas kommen.
Im Palmenhaus stellt Maartje Korstanje
seine Kunst zur Diskussion foto: fdp
Neben der permanenten Kollektion kann man zweimal im Jahr große Sonderausstellungen sehen. Auf diese legt Geert Verbeke besonders Wert, da er sein “Haus” auf Dynamik und nicht auf Statik ausgerichtet hat. „Menschen müssen immer wieder kommen wollen, weil es Neues zu sehen gibt. Die Insel Hombroich ist zu statisch. Da passiert nichts mehr. Wer einmal dort war, kennt die dort gezeigte Kunst.“, verrät er im Gespräch. Zum Konzept der Stiftung Verbeke gehört auch, dass Künstler vor Ort arbeiten und in situ Kunst schaffen. Dann kann man mit Künstlern ins Gespräch kommen, ihnen beim Fortgang der Arbeit über die Schulter schauen und den Prozess des Werdens eines Kunstwerkes hautnah miterleben.
"Silos" , eine Arbeit des schwedischen
Kollektivs Kultivator, foto: fdp
Windspiele und andere Installationen
Im Außengelände spielt der Wind mit 72 gigantischen Bambusrohren, die sechs Meter hoch sind und am Ufer des Weihers ihren Platz haben. „Weltwindorgel“ nannte Raphael August Opstaele seine Arbeit, die der Wind zum klingen bringt. Wer im CasAnus des Ateliers van Lieshout übernachtet, das auf einer Insel im Weiher seinen Platz hat, der kann sich von dem „Windgesäusel“ in den Schlaf wiegen lassen.
Atelier van Lieshout: CasAnus foto: fdp
Bevor der Besucher zum Bambusreigen gelangt, stößt er auf farbig bemaltes Wurzelwerk, das zu einer vogelähnlichen Skulptur umgestaltet wurde. Nur Schritte sind es bis zur monumentalen Installation aus weißem Gestänge, in die “Vogelköpfe” mit zwei “Schnäbeln” eingehängt sind. Michiel Van Overbeek ist die Installation aus Antennen zu verdanken, die am Ufer des Weihers ihren Platz hat. Vor der Terrasse der Cafeteria stehen “Duckdalben” im satten Grün der Ruderalpflanzen. Eine riesige Doppelschaukel aus „Eisengeflecht“ schuf Erik Verboven. Ob sie auch funktioniert?
Monumentale Kunst von Raphael A. Opstaele:
Helden van de Grote Paradox, foto: fdp
Ronald de Winters Pferde in der Außenanlage
der Stiftung Verbeke, foto: fdp
Ein Friedhof, Pferde und ...
Über einen Bohlenweg gelangt man zu einer skelettierten Kuh, die teilweise noch mit Fell bedeckt ist. Betrachtet man das Objekt, so meint man, man habe eine steinzeitliche Jagdgrube entdeckt. Beim weiteren Umherstreifen trifft man auf eine Herde schwarzer Pferde, aus denen Bewehrungseisen herausragen. Die Herde – eine Arbeit von Ronald De Winter – hat Schutz hinter hohen begrünten Wällen gesucht. Inmitten der Herde ist auch ein Hengst mit gespitzten Ohren. Etwas abseits hat ein Schimmel seinen Platz. Der Bildhauer und Videokünstler Roger Claessens schuf für Geert Verbeke einen besonderen Friedhof, auf dem er den namenlosen Opfern unterschiedlicher Schlachtfelder gedenkt und ihnen einen Namen gab, wenn auch einen fiktiven: So vereint er Alfredo Piazola, der auf den Falkland Islands sein Leben ließ mit Helga von Dresden, die in Ieper 1917 die letzte Ruhe fand. Lodewijk Arthus, der 1322 auf die ewige Reise ging, liegt neben Emiliano Zamora aus Mexiko-Stadt. Es sind die Opfer der kriegerischen Auseinandersetzungen von Waterloo bis Gallipoli, darunter auch Dieter Hochsee, der 1943 auf dem Atlantik fiel.
Roger Claessens' Erinnerung an die Toten, foto: fdp
Vor der Ausstellungshalle schwimmen teilweise begrünte Container in einem Wasserbecken, auf dessen Oberfläche auch eine angerostete Riesensichel ihren Platz hat. Wie eine riesige Waschtrommel mit eingefügter Kabine schaut das Kunstwerk aus, das rechts vom Eingang zu sehen ist. Nebenan stehen drei rostige Riesenpulte. Zwei Betonsilos von Kultivator SE stehen vor dem Anzuchtgewächshaus und sollen verdeutlichen, dass Kunst im ländlichen Raum präsentiert wird.
Paul Segers: Station 03 (2007), foto: fdp
Auf der Böschung am Rande des Areals steht ein gestrandeter Wellblechwohnwagen mit aufgesetztem Windrad. Ein funktionsloses Gewächshaus ohne Verglasung hat gleichfalls auf der Böschung seinen Platz. Unterhalb davon bewegt sich ein blaues Mobile. Einen alten Lastkran finden wir ebenso im Außengelände wie aufgestapelte Container sowie ein Hochregal mit Zelten.
Werfen wir abschließend noch einen Blick in die Ausstellungshalle und die Gewächshäuser, so ist dort nicht nur die Assemblage „Bürgerliche Freiheit“ von Camile Van Breedam zu bestaunen, sondern auch Jan Fabres „Friedhof der Käfer“, Grabsteinbruchstücke mit Namen von Käfern wie Bohnenkäfer und Totengräber. Zwischen Palmen hat Ilap zwei Bassins gestellt, in denen Menschen in einem „See aus Glasscherben“ ertrunken sind.
Organisch und offen - eine Arbeit von Chantal Grard, foto: fdp
Verbeke Foundation
Geert & Carla Verbeke
Westakkers
9190 Kemzeke (Stekene)
Tel.: 0032-(0)3-789 22 07
Fax:0032-(0)3-789 15 13
Öffnungszeiten
Do-So 11-18 Uhr
Eintritt
8 € / 7 € (60plus); 6 € (Studenten, Behinderte, Gruppen ab 20 Personen), gratis (Kinder und Jugendliche bis 16 Jahre), Jaarabonnement: 20 €
info@verbekefoundation.com
www.verbekefoundation.com