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Das Kloster Hirsau

Eine Führung

Unser Rundgang durch die Anlagen des Klosters St. Peter und Paul samt ehemaligem Jagdschloß beginnt am Unteren Tor (Haupttor), das früher Klosterwappen und Württembergs Herzogswappen schmückten. Im Tordurchgang ist ein Lageplan der gesamten Anlage zu sehen.

Wir wählen nicht den rechten steilen Weg am "Klosterbuckel", sondern gehen linkerhand über die gepflasterte Straße bergan. Links passieren wir ein Stück Wehrgang und den mächtigen Komplex des Fruchtkasten: Wo früher der eingezogene "Zehnte" fürs Kloster gelagert wurde, residiert heute übrigens dasFinanzamt.

Photomotiv Nr. eins
"Oben" angelangt, erkennen wir auch gleich Hirsaus meistphotographiertes Motiv: Den Dreischalenbrunnen, der sog. Klosterbrunnen von 1890, links das Pfarrhaus, rechts das ehemalige Badhaus (Klosterhof Nr.11), und als Hintergrund des Brunnen den sog. Eulenturm. Bevor wir zum Eulenturm gehen, wenden wir uns am Pfarrhaus nach links zum kleinen Oberen Tor: Gleich daneben stehen ein früheres Backhaus und mit schönem Fachwerk das Forstamt, das einmal die Amtsschreiberei beherbergte.

Kloster Hirsau Oberes Tor.jpg (22254 Byte)Hirsauer Idyll: Das sog. Obere Tor, rechts das Forstamt, im Hintergrund
der 37 Meter hohe romanische Eulenturm.

Süddeutschlands größtes romanisches Bauwerk
Stehen wir nun vor dem Eulenturm, so müssen wir die Phantasie bemühen: Der 37 Meter hohe romanische Eulenturm aus rotem Schwarzwälder Sandstein samt seinem rätselhaften Fries, der Löwen oder Panther, gehörnte Tiere, Radkreuz und bärtige Männer zeigt, ist der einzig erhaltene Turm der Klosterkirche von St. Peter und Paul. Diese war, fast 97 Meter lang, ehemals das größte romanische Bauwerk Süddeutschlands (Grundsteinlegung 1082, Weihe 1091). Gleichzeitig war St.Peter und Paul der bedeutendste Bau der Hirsauer Reform. Der Eulenturm hatte noch einen Partner, dessen Turmstumpf rechts zu sehen ist. Zwischen beiden Türmen ging man in die Kirche: Wo jetzt ein Wohnhäuschen steht, war das sog. Paradies, die Vorhalle. Dahinter begann das eigentliche riesige Kirchenschiff, von dem Umfassungsmauern, Säulen-Standorte, Altarnischen u.a.m. noch sehr gut zu erkennen sind (beachten Sie auf dem Gelände der früheren Kirche den Steinsarg und die Grabmäler; die Pforte links führt zum ehemaligen Friedhof).

Wir gehen bis zum Holzkreuz, links liegt die Ruine der spätgotischen Allerheiligenkapelle als Teil von St. Peter und Paul.

Hirsau Eulenturm.jpg (20859 Byte)
Hirsaus meistabgebildetes Motiv: Der romanische Eulenturm
mit seinem rätselhaften Figurenfries, der Dreischalenbrunnen,
links das Pfarrhaus, rechts das frühere Badhaus des Klosters.

Die zweistöckige Marienkapelle
Rechts gehen wir ein kurzes Stück in die Kreuzgang-Ruine hinein und haben dann unübersehbar vor uns die gotische Marienkapelle von 1508, früher Krankenkapelle, heute Evangelische Kirche des Ortes (u.a. 1888-1892 restauriert). Wer genau hinschaut, wird es erkennen: Die Kirche ist zweistöckig. Im oberen Stockwerk befand sich die Klosterbibliothek, später dann ein Klostermuseum, doch hält die Decke der Belastung durch größere Besuchergruppen nicht stand. Hoffen wir, daß die Kirche zugänglich ist, der Apostel-Halbfiguren und schönen Schlußsteine wegen.

Wo die Brunnenkapelle war
Wir gehen zurück in den Kreuzgang, auf der linken Seite ist noch ein Teil des alten romanischen Kreuzgangs erhalten, ansonsten ist das Bauwerk gotisch, und zu seinen Baumeistern gehörten Peter von Konstanz und Martin von Urach, letzterer für die Marienkapelle (Steinmetzzeichen sind z.B. an der ersten Pforte im Kreuzgang rechts auszumachen). Inmitten des Kreuzganges, im sog. Kreuzgarten, finden die Klosterspiele statt. Der größte Bogen im Kreuzgang zur Schloßseite hin markiert den Standort der früheren Brunnenkapelle, deren Brunnen sich nun in Bad Teinach befindet.

Das Schloß, nun ohne Ulmen
Wir streben dem Schloß zu, daß die württembergischen Herzöge 1589-1593 bauen ließen: Genau genommen ist es nur der Ostteil des Herzoglichen Jagdschlosses, den wir betreten: Die beiden berühmten Ulmen, denen Ludwig Uhland sein ehemals in so ziemlich allen schwäbischen Schulen auswendig zu lernendes Gedicht "Die Ulme zu Hirsau" (1829) gewidmet hatte, und die inmitten der Ruine gewachsen waren, sind leider 1988 den Baumtod gestorben und beseitigt worden. Blickt man die Schloßwände hinauf, sind Reste eines Kamins zu erkennen. Die Residenz der württembergischen Herzöge, die von Hirsau aus zu Jagden und Badekuren aufbrachen, war berühmt für einen "Schwingenden Tanzsaal", der sich in eben diesem Ostflügel befand.

Der Schneckenturm
An den Ostflügel des Schloßes schloß sich der Südflügel bzw. Mittelbau an, zu Teilen erhalten, u.a. mit dem kleinen Treppenturm, im Volksmund Schneckenturm genannt, weil die Profile der Türen in Schneckenform ausliefen (im Turm sind Spuren der Ausstattung und Farbbemalung erhalten, doch ist er nicht zugänglich). Rechts folgt der Westbau des Schlosses (heute stark verändert, endgültiger Umbau zum Verwaltungsgebäude 1924) und der sog. Glockenturm (1592), eigentlich der Eingangs- bzw. Torturm des Schlosses. Da die Marienkapelle keine Glocken besitzt, wird heute von eben diesem Glockenturm zu kirchlichen Zeremonien geläutet.

Die ausgegrabene Klosterküche
Parallel zum Kreuzgang gehen wir über den früheren Schloßhof und sehen ein Resultat der Ausgrabungen der 60 und 70er Jahre vor uns: Die Überreste der früheren Klosterküche. Rechterhand steht auf einer Wiese die Reformationseiche, 1817 gepflanzt.

Blick ins Kellergewölbe
Den steilen "Klosterbuckel" hinab, sollten wir nun nicht dem Ausgang zustreben, sondern nach links gehen, zum Schulhof - von dort bietet sich ein guter Blick auf die Ostflügel-Fassade des Schlosses, man kann auch ins Schloßkellergewölbe hineinschauen.

Fortsetzung auf dem anderen Ufer
Einen Abschluß des Hirsau-Besuches muß aber dieser Gang nicht bilden: Schließlich sind noch St.Aurelius und Klostermuseum zu besichtigen. Beide finden Sie, wenn Sie ab Parkplatz nach links Richtung Verkehrsknotenpunkt "Dreieck" gehen, die Nagold auf der alten Steinbrücke überqueren (links ein alter Mühlenbau, heute Friseurgeschäft) und geradewegs bis zur scharfen Kurve spazieren - dort sind Klostermuseum und St. Aurelius ausgeschildert.

Informationen
Verkehrsamt, Tel. 070 51 - 96 88 66.

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