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Reiseführer Nordzypern

Nicosia Master Plan

. . . steht für das ehrgeizige Unterfangen, die Altstadtviertel beiderseits der Nicosia durchschneidenden Pufferzone zu restaurieren, sie wieder bewohnbar zu machen und mit Leben zu erfüllen. Die Idee, einen Entwicklungsplan auszuarbeiten, der neben der Altstadterneuerung auch noch weitere stadtplanerische Zielsetzungen enthalten sollte, wurde 1978/79 während einiger Begegnungen der Bürgermeister beider Sektoren der geteilten Stadt geboren. Unter der Schirmherrschaft der Vereinten Nationen nahmen die Planungen rasch konkrete Formen an. Experten aus beiden Teilen Nicosias setzten sich seit 1980 mit prominenten internationalen Fachleuten zusammen und diskutierten an "neutralem Ort", dem UNFICYP-Hauptquartier im "Ledra-Palace-Hotel", das Projekt. Dabei ging man zunächst von einem Planungszeitraum bis zum Jahre 2000 aus, in dem zwei Szenarien zum Tragen kommen sollten: zum einen wurde das Fortbestehen der Teilung zugrunde gelegt, zum anderen die Wiedervereinigung beider Stadtteile.

Wie zu befürchten, geriet die Finanzierung der einzelnen Projektschritte zur Achillesferse des ganzen Unternehmens. Das Geld floß aus vielen Quellen, aber nur dünn und sporadisch. Es kam von der UN-Unterorganisation UNDP (United Nations Development Programm), aus U.S.-Regierungskreisen über den UN High Commissioner for Refugees (UNHCR), von der Europäischen Union, auch gab es "additional support from the Federal Republic of Germany", die u.a. Geld in die Restaurierung der großen Karawanserei (Büyük Han) fließen ließ und die Türkische Republik Nordzypern mit ihren begrenzten Möglichkeiten tat, was in ihren Kräften stand. 1987 veranschlagten das Master Plan Team und das UNDP Office die Kosten für die vorrangigen Projekte innerhalb des Stadtwalls und zusätzliche Investitionsmaßnahmen auf mehr als 58 Mill. Dollar.

Erfolge und Versäumnisse

Was bisher erreicht wurde, erlaubt keine optimistische Sicht auf zukünftige Entwicklungen. Die Sanierungs- und Umgestaltungsaktivitäten zeigen neben finanziellen auch konzeptionelle Schwächen. Es wurde nicht großflächig gestaltet, sondern an Einzelobjekten gearbeitet, mit der vorhersehbaren Folge, dass der Verfall angrenzender Gebäude und ganzer Straßenzüge ungehindert fortschreiten kann. Besonders nachteilig wirkt sich die Unterlassung einer sog. "Funktionsschwächensanierung" aus, d. h. eine f u n k t i o n a l e Neu- und Umgestaltung im Rahmen der Sanierung, die in einem sinnvollen Zusammenhang mit ökonomischen, sozialen und demographischen Zielen der Stadtentwicklung stehen sollte, blieb aus. Statt dessen lag und liegt noch immer das Schwergewicht auf dem ausschließlich städtebaulich-denkmalpflegerischen Aspekt, dem Erhalt der Bausubstanz, doch die entscheidende Weichenstellung für eine zukunftsfähige Nachnutzung sucht man vergebens. Offenbar stehen starke ökonomische und politische Interessen einer komplexen Sichtweise der Angelegenheit im Wege.

Bei aller Kritik: es gibt auch Erfreuliches zu vermerken, wie bei einigen Gebäude- und Straßenprojekten im Arab-Ahmet-Viertel, der Modernisierung der Girne-Straße, den Umgestaltungen im alten Basar-Viertel, manchen, über die Stadt verstreuten Einzelprojekten, auch an den Stadtwällen, Bastionen und am Wallgraben.

 


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