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Reiseführer Nordzypern

Der Basar (allg. Info)

Das aus dem Persischen stammende Wort "Basar" bezeichnet das traditionelle Markt- und Geschäftsviertel orientalischer Städte. "Suq" heißt es in den arabischen Ländern. Europäer zieht es mit magischer Kraft in dieses enge Geflecht offener oder gedeckter Gassen und kleiner Plätze, wo faszinierende Händler- und Handwerkertypen eine überwältigende Warenfülle für die Käufer bereithalten und alle nur denkbaren Dienstleistungen angeboten werden. Und wer nichts kaufen will, die Schaulustigen und Zauderer, erliegt noch immer den kulinarischen Verführungen der Tee- und Imbißstuben, der Cafés und Restaurants.


Der Basar ist freilich immer mehr gewesen als nur ein Ort, an dem Waren und Dienstleistungen, lukullische Genüsse und Durstlöscher angeboten werden. Seine soziale Funktion als Kommunikationszentrum der Stadt war und ist seine andere, nicht minder wichtige Seite. Hier wird eben auch mit Nachrichten "gehandelt". Neuigkeiten finden ihre Multiplikatoren, Kommentatoren und zugleich ihre Verfälscher. Meinungsmache und Meinungsumschlag , gepaart mit geballter Wirtschaftsmacht, sind für die Händler und Handwerker des Basars nicht selten auch eine virtuos gehandhabte Waffe in der politischen Auseinandersetzung.

Struktur und Gestalt

Auffallend bei einem Besuch im Basar ist die Zusammenfassung der Geschäfte und Werkstätten zu Branchenschwerpunkten, was dem scheinbar bunten Durcheinander bei näherem Hinsehen eine strenge Ordnung verleiht. So wird jeder Branche ein fester, oft über Jahrhunderte unveränderter Standort im Gewirr der Winkel und Gassen zugewiesen, den Obst- und Gemüsehändlern, den Stoffhändlern und Devotionalienverkäufern, den Gold- und Silber-, Kupfer- und Blechschmieden und all den anderen.

Die großen und kleinen Basare im orientalischen Raum zeigen in ihrer äußeren Gestalt schon auf Grund annähernd gleicher Klimaverhältnisse prägnante Gemeinsamkeiten. Sonneneinstrahlung und Lichtintensität waren bei der Auslegung vorrangig zu bedenken. Um ihre Kraft zu brechen, wurde das Areal dicht bebaut und von relativ schmalen und daher mit Matten einfach zu überdeckenden (und wenn es die Topographie zuließ) langen Straßen durchzogen, die eine konstante Luftzirkulation zuließen. Plätze mit schattenspendenden Bäumen, dazu Brunnen und Kultstätten für die Gläubigen und die immer wieder dankbar angenommenen stillen Winkel, wo Augen und Ohren Erholung vom Getriebe finden - an alles war gedacht, was den Aufenthalt angenehmer machte.

Traditionell ist der Basar nicht in den Großhandel und internationalen Handel eingebunden. Seine ursprüngliche Ausrichtung auf den Absatz der lokalen und häufig auch regionalen Agrar- und Handwerksproduktion ist im allgemeinen unverändert geblieben, doch hat sich die Zahl der Produktionsbetriebe im Basar als Folge der zunehmenden Billigimporte deutlich verringert. Der orientalische Basar von heute handelt hauptsächlich mit Waren des kurz- und mittelfristigen Bedarfs, während das gehobenen Warensegment mehr und mehr in die modernen Einkaufszentren der Neustädte abgewandert ist.

Als Handelsplatz und Produktionsstätte, Nachrichtenbörse und Ort sinnlicher Genüsse, war der Basar so etwas wie ein kleines innerstädtisches Universum und mit einigen Abstrichen ist er das noch heute, eine bis in die Gegenwart wirkende "eigenständige Kulturleistung des islamischen Mittelalters", wie der Basar in der Orientforschung einhellig charakterisiert wird.

 


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