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Reiseführer Nordzypern

Barnabas (1. Jahrh. n. Chr.)

BarnabasIn seiner um das Jahr 63 niedergeschriebenen Apostelgeschichte, einer Chronik der frühen Christenmission und der ersten christlichen Gemeinden, würdigt der Evangelist Lukas das Wirken des aus Zypern gebürtigen Barnabas, der als Gründer und Schutzpatron der autokephalen orthodoxen Kirche Zyperns unter den Gläubigen der Insel eine hohe Verehrung genießt.
Sein prominenter Platz in der Apostelgeschichte erklärt sich aus seiner Gabe, in den nicht gerade seltenen Streitfragen zwischen einzelnen Persönlichkeiten oder Gemeinden der Urchristen für einen allseits akzeptierten Ausgleich gesorgt zu haben. Zum anderen war es seine langjährige freundschaftliche Nähe zu Paulus, die der Missionsarbeit jener Jahre viele wichtige Anstöße gab. Insofern ist die Chronik des Lukas nicht nur ein Buch über die Apostel Petrus und Paulus, sondern auch über Barnabas.


Joseph, so sein eigentlicher Name, war ein Levit, ein Angehöriger des jüdischen Stammes Levi. Seine Familie hatte wie viele andere Juden die angestammte Heimat verlassen und sich im relativ sicheren und bessere Lebensbedingungen bietenden Zypern angesiedelt. Die Verbindung nach Palästina riss aber nicht ganz ab, denn Joseph besaß noch in oder in der Nähe von Jerusalem ein Stück Land. Sein aramäischer Zuname Barnabas, den ihm später die Apostel gaben, wurde vom Evangelisten Lukas als "Sohn der Tröstung" gedeutet, was nicht überall auf Zustimmung stößt ("problematisch", "philologisch zweifelhaft"). Abweichende Deutungen sind "Sohn der Prophetie" oder auch "Sohn der gottbegeisterten Rede". Vermutlich zählte Barnabas zu den sog. "Hellenisten", Diasporajuden, die von Hause aus Griechisch sprachen. Einige von ihnen kehrten (wie Barnabas) aus den Diasporagebieten im Mittelmeerraum nach Palästina zurück und schlossen sich den frühen Christen an, was eine nicht unproblematische Zweiteilung der Urgemeinde in Aramäisch sprechende Hebräer und Griechisch sprechende "Hellenisten" zur Folge hatte.

"... der hatte einen Acker und verkaufte ihn"

Wann und durch wen Barnabas zum Christentum bekehrt wurde, ist nicht überliefert. Verbürgt ist dagegen, dass er kurz nach dem Tode Jesu Christi seine Felder verkaufte und den Erlös der Gemeindekasse der Gläubigen überließ. Er zog nach Jerusalem, um sich der Urgemeinde anzuschließen.
Hier lernte er Saul kennen, den man später Paulus nannte. Der neue Gefährte war um das Jahr 34 nach einer aufrüttelnden Erscheinung vor Damaskus (das "Damaskuserlebnis") zu einem Anhänger der Christen geworden, doch die Jünger misstrauten ihm. Barnabas griff vermittelnd ein, "nahm ihn zu sich und führte ihn zu den Aposteln".


In Antiochia am Orontes (heute: Antakya im äußersten Südosten der Türkei) war in dieser Zeit eine blühende Christengemeinde entstanden "und die Kunde davon kam der Gemeinde von Jerusalem zu Ohren. Und sie sandten Barnabas, dass er nach Antiochia ginge" - als eine Art Inspekteur, der für den Aufbau einer soliden Verbindung zwischen der antiochenischen Gemeinde und der Muttergemeinde in Jerusalem zu sorgen hatte. Er ließ sich hier auf Dauer nieder, missionierte erfolgreich ("und viel Volk wurde für den Herren gewonnen") und holte um das Jahr 42 Saul aus dessen Geburtsort Tarsus in Kilikien (zwischen Mersin und Adana in der südöstlichen Türkei) als Gehilfen nach Antiochia. Es war hier, am geschichtsträchtigen Fluss Orontes, dass die Jünger erstmals von ihrem Umfeld "Christen" genannt wurden. Barnabas und Saul erfuhren von einer Hungersnot in Jerusalem, sammelten Geld und übergaben die Kollekte den leidenden Brüdern der dortigen Gemeinde. Auf dem Rückweg nach Antiochia begleitete sie Barnabas` Vetter Johannes Markus. Gerade wieder als "Propheten und Lehrer" in der Christengemeinde Antiochias tätig, erging ein göttlicher Auftrag, eine wichtige Aufgabe in der Diaspora, an Barnabas und Saul: "Sondert mir Barnabas und Saul aus für das Werk, zu dem ich sie berufen habe."

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Barnabas-Kloster in Nordzypern

Die Mission auf Zypern

"Sie nun, vom heiligen Geist ausgesandt", schreibt Lukas in der Apostelgeschichte, "gingen nach Seleukeia hinab.", was heißen soll, sie fuhren von Antiochia den Orontes abwärts zur Hafenstadt Seleukeia Pieria (heute türk. Cevlik), dem Hafen von Antiochia, und stachen nach Zypern in See. Das wird im Frühjahr 46 gewesen sein. In Salamis angekommen, "verkündeten sie das Wort Gottes in den Synagogen der Juden", gemäß ihrer bewährten Strategie, zuerst in den Synagogen zu predigen. Einige Juden, so ihre Erfahrung, nahmen die Heilsbotschaft an ("Judenchristen"), heidnische "Gottesfürchtige" schlossen sich diesen an ("Heidenchristen") und gemeinsam bildeten sie den Kern einer neuen Gemeinde. "Sie zogen durch die ganze Insel bis Paphos". Leider lässt sich ihre Route nicht rekonstruieren, noch der Erfolg ihrer Heilsverkündigung in den Synagogen in Erfahrung bringen.


Lokale Überlieferungen, die nur eingeschränkt als historische Zeugnisse taugen, wissen vom nordzyprischen Lapithos (türk. Lapta) zu berichten, dass die Missionare hier nicht freundlich aufgenommen wurden, sich darauf in die "Stadt Lampadistus" (Kalopanayiotis im Marathassa-Tal) begaben und sich vor Verfolgungen nach Ledra (Nicosia) retteten. Sie sollen auch Citium (heute: Larnaca) besucht und in Curium, westlich von Limassol, Station gemacht haben. Im kleinen Ort Salamion hätten sie Oliven verzehrt, deren Kerne zu Olivenbäumen heranwuchsen, die man heute noch sehen könne. Auch in Alt-Paphos seien sie gewesen und von dort die Küste entlang nach Neu-Paphos gezogen, der Hauptstadt Zyperns in römischer Zeit. Aus dieser Stadt vermelden die beiden (die "den Markus als Gehilfen" bei sich hatten) ihren größten Erfolg, die Bekehrung des gottesfürchtigen römischen Prokonsuls Sergius Paulus. "Dieser ließ Barnabas und Saul zu sich rufen und verlangte das Wort Gottes zu hören". Doch gegen die christliche Verkündigung stellte sich ein jüdischer Magier namens Barjesus, der an der Residenz des römischen Statthalters angestellt war.
"Saul aber, der auch Paulus heißt, sah ihn scharf an" und prophezeite ihm, dass er blind werde und die Sonne eine Weile nicht sehen könne. Apg. 13:9 ("Saul aber, der auch Paulus heißt.") markiert den Übergang von dem hebräischen Namen Saul(us) zum lateinischen Paulus. Chronist Lukas verwendet von nun an nur noch den Namen Paulus. Dieser war für ihn jetzt ein von göttlicher Eingebung erfüllter Missionar, imstande, Strafwunder gegen das falsche und ungläubige Judentum (wie im Fall des Magiers Barjesus) zu vollbringen. Paulus wird zur führenden Figur in der Missionsarbeit. Erschien Barnabas zu Beginn der Reise noch als der Bedeutendere, verkehrt sich jetzt das Verhältnis. Barnabas tritt in den Hintergrund, Paulus dagegen erscheint als Hauptverantwortlicher und Wortführer.
Die Missionsreise führte von Paphos vermutlich im Frühherbst 46 in das heutige türkische Antalya und von dort u. a. zur Stadt Perge in der antiken Landschaft Pamphylien im Süden der heutigen Türkei. Hier verließ Johannes Markus die beiden und kehrte nach Jerusalem zurück.

Barnabas-Kloster, Nordzypern

Im Innenhof des Barnabas-Klosters

Trennung

Jahre später, zu einem nicht näher bestimmten Zeitpunkt nach dem Apostelkonzil des Jahres 50, schlug Paulus dem Barnabas vor "nach den Brüdern zu sehen in allen Städten, in denen wir das Wort des Herren verkündigt haben". Es ging also nicht um Mission, sondern um eine Visitationsreise, die den Zustand der von ihnen gegründeten Gemeinden überprüfen sollte. Barnabas machte seine Zusage von der Teilnahme seines Vetters Johannes Markus abhängig, worauf sich Paulus nicht einlassen wollte, war doch Johannes Markus in seinen Augen ein Deserteur, der sie in Perge in Stich gelassen hatte, dem überdies der Geist (die göttliche Eingebung) für die Missionsarbeit fehlte. "Es kam (zwischen Barnabas und Paulus) zu einer Auseinandersetzung, sodass sie sich voneinander trennten. Barnabas nahm den Markus mit und segelte nach Zypern" (Apg. 15:39). Aus einem Grundsatzstreit um die zukünftige Vorgehensweise in der Missionsarbeit, der die erfolgreiche Zusammenarbeit der beiden beendet, wird bei Lukas ein Streit um Personen, um die Eignung des Johannes Markus.
Mit der oben zitierten Trennung verschwindet Barnabas aus der Apostelgeschichte. Biographisch verwertbare Nachrichten brechen ab. Außerbiblische Überlieferungen wie die "Acta Barnabae" u. a. Schriften aus späteren Jahrhunderten seien "ohne historischen Wert", meint die Fachwelt. Das mag so sein. Dessenungeachtet haben die phantasievollen Erzählungen über den zweiten Lebensabschnitt des Barnabas in der zyprischen Kirchengeschichte und im Volksglauben ihren festen Platz gefunden. Demnach ließ sich der fromme Mann in Salamis nieder, missionierte eifrig und wurde erster Bischof der Stadt. Hier, in seiner Heimatstadt, sei er von aufgebrachten Juden um das Jahr 57 gesteinigt und dem Scheiterhaufen übergeben worden. Doch sein Leib blieb wunderbarerweise unversehrt und wurde von Johannes Markus heimlich fünf Stadien von Salamis entfernt in einer Höhle beigesetzt.
Wie der "Fall Barnabas" Jahrhunderte später im wahrsten Sinne des Wortes über Nacht zu einer kirchenpolitischen Glanznummer wurde, schildert unser Kapitel St. Barnabas-Kloster.

Zählte der langjährige Vertraute des Paulus zur Riege der Apostel? In den Gemeinden der Urchristen nannte man alle Missionare, die die Heilsbotschaft unter den Völkern verbreiteten, Apostel. Und so war es auch, als Barnabas und Paulus in Antiochia zu einer Sonderaufgabe in der Diaspora "abgesondert" wurden. Die Zahl der Apostel wuchs auf diese Weise stetig an, wurde aber später im Laufe der Kanonisierung des Glaubens wieder auf zwölf festgelegt. Barnabas gehörte diesem engeren Kreis nicht an, war aber einer der 70 Jünger.

 


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