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Reiseführer Nordzypern

Abu Bekir Paşa (1670–1759)

Ob die osmanischen Gouverneure Zyperns, wie die Geschichtsschreibung behauptet, ihr Amt üblicherweise zur hemmungslosen Bereicherung mißbrauchten, sei dahingestellt. Gutes zu berichten, so jedenfalls die einhellige Meinung von Zeitzeugen und Historikern, gäbe es eigentlich nur über einen einzigen Repräsentanten der Hohen Pforte auf Zypern, über Abu Bekir Paşa, der den Gouverneursposten von 1746 bis 1748 bekleidete.

Bekir Paşa war ein tüchtiger Verwaltungsexperte, der zunächst unter Sultan Ahmet III. (reg. 1703-1730) in Istanbul verschiedene Regierungsämter innehatte und seinen ersten Auslandsposten als Gouverneur von Ägypten antrat. Während der Regierungszeit von Sultan Mahmut I. (1730-1754) übernahm er die Gouverneursämter in den osmanischen Provinzen Anatolien, Konya, Damaskus, Rumelien, Morea, Bosnien und Zypern. Mit der Ernennung zum Kaptan-i Derya (Großadmiral) erreichte er den Höhepunkt seiner politischen Karriere.

Das Jahr 1746 sah Abu Bekir als Landrat des Bezirks Larnaca auf Zypern. Hier wurde er Zeuge der täglichen Mühsal des Wasserholens, das in Krügen und Fässern über große Entfernungen in die Stadt gebracht werden mußte. Das wollte er ändern und mit den unverzüglich eingeleiteten Maßnahmen begründete er seinen Ruf als Wohltäter des Landes.

Der Aquädukt

Die Arbeiten waren schon in vollem Gange, als er auf den Posten des Gouverneurs von Zypern berufen wurde. Sein Plan sah vor, Quellwasser über Kanäle und Aquädukte an den Stadtrand heranzuführen. Dazu waren zunächst die Quellen der Gemeinde Arpera unmittelbar nördlich des heutigen Tremithos-Kiti-Damms und etwa 8 km vor der Stadt zu erschließen. Gemauerte Kanäle und Aquädukte dort, wo Talsenken zu überbrücken waren, brachten das Wasser in die Stadt, „das Werk eines Mannes von großem Rufe“, so die Meinung des „vormaligen Königlichen Großbrittanischen Consuls in Cypern und Aleppo“, Michael Devezin (1804), „ein Mann, der nichts sparte, um Cypern wieder wichtig zu machen, und unter anderen wohlthätigen Handlungen auch Wasser von Arpera nach Larnaca brachte.“ Auch O.F. von Richter, ein junger Reisender aus Estland, würdigte den Aquädukt Abur Bekir´s, „welcher Larnaca und den Marinen gutes Quellwasser zuführt. Doch pflegt man dasselbe zu filtrieren, bevor man es trinkt“ (1822). Nicht weniger begeistert äußerte sich der Sportsmann, Reisende und Afrikaforscher Sir Samuel White Baker 1879: „Es ist dieser Aquäduct ein großartiges Werk: das Mauerwerk ist ungefähr 36 Fuß über der niedrigsten Stelle des Thales, das es in 32 Bogen überspannt, und bedeckt von Höhe zu Höhe eine Entfernung von ungefähr 380 Metern. Das Wasser fließt in einem breiten, cementirten Kanal, oben auf ebener Erde ist derselbe mit Stein und Kalk bedeckt, bis er die Stadt Larnaca erreicht.“

Aquädukt Nordzypern

Besorgte viele Jahrhunderte die Wasserversorgung von Larnaca:
Der Aquädukt des Abu Bekir Pasa

Fährt man von Larnaca nach Limassol, sieht man linker Hand am Stadtrand inmitten eines prosperierenden Neubaugebiets das eindrucksvolle Bauwerk auf 31 Bögen einen Taleinschnitt überqueren. Zwei weitere flache Senken werden auf 32 bzw. 12 Bögen überwunden. Es klingt fast unglaublich, dass der Aquädukt, dessen Bau 1750 abgeschlossen wurde, ohne Unterbrechungen bis 1939 genutzt wurde. Endgültig stillgelegt wurde er 1941, nachdem man die Wasserversorgung aus hygienischen Gründen auf Rohrleitungen umgestellt hatte.

Was Abu Bekir besonders hoch angerechnet wird, ist seine Generosität, zahlte er doch die Baukosten aus eigener Tasche. Daß es ihn 50.000 Piaster oder 6.200 englische Pfund gekostet haben wird, weiß Alexander Drummond, britischer Konsul in Zypern 1753-1759. Und selbst dieser unerbittliche Kritiker der osmanischen Zustände spricht von einem Werk „worthy of a great and good man“.

Die Wasserversorgung von Larnaca (auch seines Hafens und der darin festmachenden Schiffe) war wohl der bedeutendste Beitrag der osmanischen Epoche zur Verbesserung der Lebensumstände auf Zypern. Damit dieses Projekt von Dauer sei, überführte Bekir Paşa sein Werk (dazu gehörten noch eine von ihm restaurierte Schule und 23 Geschäfte in Nicosia, Maulbeerbaum- und Weinpflanzungen, Grundstücke, Mühlen) mit Datum vom 24. Februar 1748 als sog. „vakfiye“ (Stiftung) in die Hände der zyprischen Evkaf-Zentrale in Lefkoşa, einer karitativen Stiftung nach islamischem Recht. Er sorgte auch dafür, dass im gleichen Dokument die Konditionen (und das Geld) für Unterhalt und Reparaturen der von ihm gebauten und finanzierten Anlagen und Einrichtungen festgelegt wurden und wie die Gewinne der Mühlen und Obstgärten zu verwenden seien.

 

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