Von Fischen und Köchen

Angeln und frühstücken am Shannon River

Text und Fotos: Karsten-Thilo Raab

Die Sache war eigentlich völlig einfach. Mit dem ersten Vogelgezwitscher aufstehen, runter zur Marina, in das kleine Boot mit dem Außenbordmotor steigen, auf den See hinaus schippern, die Angel auswerfen und ein paar Fische an Land ziehen. Soweit zur Theorie.

Irland Shannon Forellenangler

Zumindest der erste Teil – der mit dem Aufstehen und der kurzen Fahrt von Kincorna Harbour über den Lough Derg – verlief auch nach Plan. Der mit einer Länge von 35 Kilometern und Breite von bis zu zwölf Kilometern größte See des River Shannon gab sich zunächst auch äußerst einladend. Leise schwappten die Wellen gegen die Bordwand, während uns Skipper und Angelexperte David O´Brien in kurzen Zügen knapp und verständlich das Basiswissen für Hobbyangler erklärt. Schnell wird der Köder über den Haken gezogen, und – schwups – ist die Angel auch schon ausgeworfen. Ganz langsam tuckern wir über den größten Binnensee der Republik Irland. Und wir haben nur ein Ziel vor Augen: Wir wollen unser Frühstück selber fangen.

Irland Shannon Motorboot

Auf dem Weg zum Anglerglück?

Das Ganze wirkt wie ein Survival-Training für die Möchtegern Robinson Crusoes aus der großen Stadt. Als echte Landratten verstehen wir so gut wie nichts von dem, was wir da tun. Genießen wollen wir es trotzdem – erst die Angeltour und dann den großen Fang, unseren „Catch of the Day“. Da stört auch der aufkommende Wind wenig. Kein Zweifel, Angeln ist ein Kinderspiel. Plötzlich verspüre ich einen leichten Zug an der Leine. Sollte etwa einer angebissen haben? Wenn ja, wären sie da, meine sieben Probleme. Vor allem das Problem, wie ich den Fisch vom Haken kriege und ihm dann das Leben aushauchen soll. „David wird es schon richten“, denke ich. Doch die Frage stellt sich nicht ernsthaft. Nicht jetzt und auch nicht später. Denn alles, was sich in meiner Leine verfängt, sind Algen. So hatte ich mir mein ganz besonderes irisches Frühstück nun wirklich nicht vorgestellt.

Forellen beißen nicht am Vormittag

Mehr als eine Stunde lang versuchen wir vergeblich unser Glück. Dafür sorgt Wettergott Petrus unvermittelt für eine zweite Morgendusche, während die Sonne uns wenig später aus- und anzulachen scheint. Halb erleichtert, halb frustriert legen wir wieder in der kleinen Marina vor den Toren von Killaloe an. Glücklicherweise ist der Koch des Kincorna Hall Hotels kein Unmensch. Zudem scheint er den siebten Sinn zu haben. Denn in der Küche wartet er bereits mit frischen Forellen auf uns.

Irland Shannon Angelfrust

Angellust oder Angelfrust?

Sichtlich amüsiert verrät uns der passionierte Angler ein offenes Geheimnis: „Trout don´t bite before noon.“ – Forellen beißen nicht vor Mittag an. Ob die Fische einfach nur clever sind, ob sie gewerkschaftlich organisiert sind oder ob er uns einfach nur Anglerlatein aufgebunden hat, wissen wir nicht. Dafür weiht er uns in die hohe Kunst der Fischzubereitung ein. „Keep it simple“, lautet das Credo des Kochs, der als englischer Küchenchef am Ufer des irischen Sees gestrandet ist und hier nun seinen Dienst schiebt.

Irland Shannon Forelle

So endet sie schließlich, die Forelle

Mit einem kurzen Schnitt trennt er den Kopf der Forellen ab, schneidet die Fische seitlich an, entfernt die Gräten und füllt unser Frühstück mit Zitronenscheiben. „It´s a common error that fish has to swim three times“, erläutert der Koch. „Wer glaubt, der Fisch müsse erst im Wasser, dann im Fett und zum Schluss im Weißwein schwimmen, hat einfach keine Ahnung“, lässt er keine Zweifel an der optimalen Zubereitung und am optimalen Genuss aufkommen.

Irland Shannon Fischerflotte

Geht´s am nächsten Tag wieder raus?

Der Fisch wird dann für einige Minuten gebraten und zwischendurch gewendet. Mit einem Fingerzeig wird deutlich, wann die Forelle fertig ist. Danny drückt mit dem Zeigefinger den Forellenkörper leicht ein. Erst wenn dieser nicht mehr wie ein Flummi hochschnellt, ist der Fisch fertig. Angereichert wird der frische Fang durch eine Hand voll Mandeln, die kurz in Butter angeröstet werden. Im Normalfall serviert Danny den Forellenschmaus auf einem Bett aus frischem Spinat, Apfel, Kapern, Sauerampfer und Stampfkartoffeln. Obwohl Angeln ungemein hungrig macht, verzichten wir auf die Beilagen. Wohl wissend, das am Lough Derg ebenso wie überall sonst in der Shannon-Region ganztägig in vielen Pubs und Cafés ein Full Irish Breakfast angeboten wird. Da kann der kleine Hunger zwischendurch ruhig mal kommen. Schließlich versuchen wir nicht täglich unser Frühstück selber zu fangen, sondern setzen uns lieber an den gedeckten Tisch des B & B oder Hotels.

 

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