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Moore - Dunkler Reichtum Irlands

Zahlreiche irische Literaten haben die Moorlandschaften der Grünen Insel in ihrem Werk verarbeitet.

„Unser weites Land
Ist Bog, der alles überzieht
Zwischen den Blicken der Sonne“

notierte Nobelpreisträger Seamus Heaney in seinem Gedicht Bogland. Und wer z.B. durch die einsamen Hochflächen Mayos fährt oder sie gar erwandert, wird diese Stimmmung gut nachempfinden können.

Irland, Torf und Moore

Zum Trocknen aufgeschichteter Torf

Die ersten Moore (bogs) Irlands entstanden mit dem Zurückweichen der Eismassen nach der Eiszeit. Bis heute setzt sich dieser Prozeß der Moorbildung im Prinzip noch fort, wenn auch in sehr geringem Tempo. 1,2 Mio. Hektar waren noch im letzten Jahrhundert als Moorlandschaft ausgewiesen, immerhin über ein siebtel der gesamten Landfläche Irlands. Im wesentlichen kann man zwei Arten von Mooren unterscheiden, Hochmoore (raised bogs) und Flachmoore (blanket bogs). Torf (peat), unterhalb einer pflanzlichen Deckschicht Hauptbestandteil eines Moors, ist nichts anderes als tote, halbverrottete Pflanzenmasse. Hochmoore findet man vor allem in den trockeneren Gebieten im Landesinneren. In Seen und Senken sammelte sich abgestorbenes Pflanzenmaterial, häufte sich am Grund an und aufgrund sauerstoffarmer Bedingungen im Wasser konnten die Pflanzen nicht vollständig zerfallen. Im Laufe der Jahrhunderte und Jahrtausende entstanden die typischen Kuppeln der Hochmoore. Flachmoore hingegen entwickelten sich überall dort, wo Wasser nicht schnell abfließen konnte, über Felsen und wasserundurchlässigen Erdschichten. Vor allem der Westen der Insel, wo es an über 200 Tagen im Jahr regnet, war ideal für die Entstehung solcher blanket bogs.

Schon früh nutzten die Iren Torf für ihre Zwecke und bauten ihn ab. Obwohl der Brennwert von Torf nur halb so hoch wie der von Kohle ist, so lag dieses Material doch quasi vor der Haustüre und konnte mit einfachen Mitteln beschafft werden. Noch heute haben in ländlichen Gegenden viele Familien ihren eigenen Torfstich (bank) und von April bis in den September hinein sieht man die Torfstecher draußen bei der Arbeit. Nachdem die oberste Schicht abgetragen worden ist, wird der Torf mit einem speziellen Torfspaten (sleán oder slane) in Stücken, die bis zu 9 kg wiegen können, abgestochen. Da Torf nach dem Stechen zu 90 % aus Wasser besteht, muß er über einen längeren Zeitraum hinweg getrocknet werden. Die Stücke werden zuerst nur ausgebreitet, dann zeltförmig aneinandergelehnt, wo der Wind die Hauptarbeit übernimmt. Die Stapel werden immer höher aufgeschichtet und die beim Trocknen entstehende wasserundurchlässige Oberfläche schützt die darunter liegenden Teile. Wird der Vorrat für den Winter dann nach Hause geschafft und traditionell an der Giebelwand des Hauses aufgeschichtet - wo er schon vorab Wärme spendet - enthält er immer noch 25 % Wasser. Ein mit Torfstücken gefüllter Korb am offenen Kamin durfte früher in keinem Hause fehlen.

Seit den 50er Jahren wird Torf auch industriell abgebaut, die staatliche Torfabbaugesellschaft Bord na Mona baut jährlich ca. 5 Mio. Tonnen Torf ab, der im wesentlichen in großen Torfkraftwerken zur Energieerzeugung verbrannt wird, und beschäftigt 5000 Menschen. In Zeiten wachsenden ökologischen Bewußtseins ein zunehmend äußerst kritisch betrachteter Industriezweig.

Irland und Moor gehören zusammen. Man sollte also nicht versäumen, diese einzigartige Naturlandschaft kennenzulernen. Genießen Sie also die Weite und Stille der riesigen Moorgebiete, die windzerzausten weißen Wollgrasbüschel zwischen Rosmarin und Erika. Und mit etwas Glück entdecken Sie sogar eine der fleischfressenden Pflanzen wie Sonnentau oder den Wasserschlauch, die die karge Energieausbeute des moorigen Untergrundes durch eine kräftige Insektenmalzeit ergänzen.


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