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Die Große Hungersnot 1845-1850

Die wichtigsten Fakten sind schnell erzählt: Während dieser größten Hungersnot in Skibbereen Heritage CenterIrland Mitte des 19. Jahrhunderts starben über eine Million Menschen, als Folge des Elends verließen über 2 Million Menschen die Insel und wanderten aus. Doch wie kam es zu dieser Katastrophe?

Foto: Im Skibbereen Heritage Center, wo ausführlich über die Hungersnot informiert wird

Vor allem seit Cromwell die Insel heimgesucht hatte, war guter, fruchtbarer Boden meist englischen Herren und Siedlern übergeben worden. Die Iren hatten sich mit minderwertigem, steinigem Land zufrieden zu geben. Die irische Landbevölkerung konnte jedoch auf die bereits im 16. Jh. aus Amerika eingeführte nahrhafte Kartoffel zurückgreifen, die auf dem reichlich vorhandenen Moorboden, vermischt mit Sand und Tang, gut gedieh. So lebte Ende des 18. Jh. ein Drittel der Bevölkerung in der Hauptsache von Kartoffeln und Buttermilch und dem, was man so am Wegesrand fand: Beeren, Kräuter, Schnecken.

Auf den fruchtbaren Landstrichen Irlands konnte im 19. Jh. so viel produziert werden, daß riesige Mengen exportiert wurden. Eine Statistik aus dem Jahre 1830 besagt, dass jährlich 700 000 Tonnen landwirtschaftlicher Produkte ausgeführt wurden, im wesentlichen Fleisch, Butter und Getreide. Irlands Landwirtschaft ernährte 2 Mio. Menschen in England.

Die Mehrheit der Bevölkerung war auf eine einzige Frucht angewiesen, die Kartoffel. Als sich dann im Sommer 1845 herausstellte, daß Kartoffelfäule den Großteil der Ernte vernichtet hatte und sich diese Entwicklung auch in den kommenden Jahren bis 1848 fortsetzte, kam es zur Katastrophe. Hunger, Entkräftung und Krankheiten raffte hunderttausende dahin, vor allem im Westen Irlands waren ganze Landstriche ihres Hauptnahrungsmittels beraubt. Zeitweise starben so viele Menschen, dass sich niemand fand, sie zu beerdigen. Massengräber wurden ausgehoben, um die Seuchengefahr zu mindern.

Die Reaktionen der englischen Regierung zeigten nur bescheidene Wirkung. So initiierte man öffentliche Bauprogramme - sinnlose Mauern wurden ebenso errichtet wie Straßen ins Nirgendwo - um den Menschen Arbeit und Brot zu verschaffen. Nach dem Motto: Wer nicht arbeitet, soll auch nicht essen. Daß die völlig entkräfteten Menschen oft gar nicht mehr dazu in der Lage waren und das Geld für die Ernährung einer Familie nicht ausreichte, zählte nichts. Man kann sogar davon ausgehen, dass diese Maßnahme die Sterblichkeit erhöhte. Zudem wurden Armen- und Arbeitshäuser eröffnet, in denen unbeschreibliche hygienische Bedingungen herrschten. Als 1847 in England die Liberalen an die Macht kamen, verschlechterte sich die Situation noch, getreu der liberalen Devise: Jeder Eingriff in den freien Handel habe zu unterbleiben, jeder ist seines eigenen Glückes Schmied. In dieser Zeit wurde weiterhin Fleisch und Getreide nach England ausgeführt, es herrschte also keine Mangel an Lebensmitteln, die irische Bevölkerung hatte einfach nur keine Mittel, sie zu erwerben.

In Folge der Mißernte konnten viele Pächter ihre Pacht nicht mehr bezahlen und wurden daraufhin gnadenlos von ihrem kleinen Stückchen Land vertrieben. Hunderttausende lebten in Straßengräben und Moorlöchern.

Internationale Hilfe, z.B. der Quäker und sogar des türkischen Sultans, verhinderten über Spenden und Suppenküchen Schlimmeres. Erst spät unterstützte auch die englische Regierung diese Maßnahmen.

Über 2 Mio. Menschen verließen in den kommenden Jahren Irland, um in Amerika, Kanada oder Australien einen neuen Anfang zu versuchen. Doch Tausende erreichten ihr Ziel nie, da viele in den schwimmenden Särgen, wie damals die überfüllten Schiffe genannt wurden, an Seuchen starben.

Die damalige Hungersnot hat sich tief in das historische Gedächtnis der Iren eingegraben. War doch deutlich geworden, dass es sich nicht um eine Naturkatastrophe gehandelt hatte sondern um ein von Menschen verschuldetes Elend. Zurecht verweisen viele Iren heute darauf, dass im Augenblick in der sog. Dritten Welt genau dasselbe vor unseren Augen noch einmal passiert.

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